Kinder-Knigge: Das kleine 1 × 1 für knifflige Situationen

Gutes Benehmen muss ein Kind erst lernen. Bis aus ihm ein höflicher, rücksichtsvoller und selbstsicherer Mensch geworden ist, müssen Sie dabei so manche Situation bewältigen, in der sich Ihr Junior danebenbenimmt. Wie Sie hier pädagogisch klug reagieren, Werte vermitteln und die eigenen und anderer Leute Nerven schonen, lesen Sie in diesem Beitrag aus dem großen Knigge.                                                                                                               

Die Tipps sind übrigens auch für Großeltern interessant, wenn sie aktiv bei der Erziehung Ihrer Enkelkinder mithelfen (können).

Kennen Sie Situationen mit Kindern, wie diese?

  • Die vierjährige Susi wirft sich im Supermarkt tobend zu Boden, weil ihre Mama ihr keine Gummibärchen kaufen will.
  • Die Tante hat Thomas ein hübsches neues Shirt mitgebracht. Er würdigt es keines Blickes.
  • Auf dem Spielplatz reißt der dreijährige Tobias dem zweijährigen Nico mit aller Kraft die Schaufel aus der Hand. Der kleine Nico weint bitterlich.
  • Ihre Tochter betitelt Sie als „blöde Kuh“.
  • Im Restaurant matscht Tom erst gelangweilt im Essen, dann tollt er über Tische und Stühle.
  • Auch zur goldenen Hochzeit der Großeltern will Ihr 13-jähriger Sohn Sven partout nicht auf die geliebten „Rapper-Jeans“ verzichten

Wenn Sie Kinder oder Enkel haben, wissen Sie selbst: Im Erziehungsalltag müssen Sie spontan und immer wieder unerwartet kritische Situationen meistern. Durch freches, penetrantes oder verletzendes Verhalten ecken Kinder nicht nur selbst an, sondern lassen auch die Eltern in einem schlechten Licht erscheinen.

Oft weiß man da nicht so recht, wie man reagieren soll. Schließlich sind es ja nur Kinder, oder?

3 Gründe, warum es wichtig ist, dass Kinder lernen, sich zu benehmen

Schauen Sie nicht tatenlos zu, wenn Ihr Kind sich “schlecht” benimmt. Von wem soll es denn lernen, wie man sich verhält, wenn nicht von Ihnen?

1. Ihrem Kind zuliebe

Nur wenn Ihr Kind selbst anderen gegenüber Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft zeigt, wird es sie auch von anderen erfahren! Einem Kleinkind sieht die Umwelt seine Fehler vielleicht noch lächelnd nach. Doch spätestens in der Schule bekommt es die Rechnung, wenn es andere vor den Kopf stößt: Die anderen Kinder ziehen sich von ihm zurück, der Nachbar schimpft, Ihr Kind fühlt sich abgelehnt und leidet, auch wenn es sich nach außen „cool“ gibt.

Außerdem gilt: Wer im Leben weiterkommen will, kommt ohne zusätzliche praktische Benimmregeln nicht aus. Wer grüßt wen zuerst, wie ziehe ich mich passend an, wie esse ich was richtig? All das muss Ihr Kind erst erlernen, um als Erwachsener sicher und kompetent auftreten zu können. Wenn Sie als Eltern versäumen, Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter dieses wichtige Know-how zu vermitteln, müssen Sie sich später möglicherweise Vorwürfe anhören, wenn er oder sie an „Formfehlern“ scheitert. 

Natürlich sollen Sie Ihr Kind nicht dressieren.

Die Zeiten, in denen Kinder mit Büchern unter den Achseln die korrekte Haltung am Esstisch lernten, sind passé. Arbeiten Sie lieber mit der Fantasie und den Interessen Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter: „Stell dir vor, du wärst Gast in einem Schloss, an einer königlichen langen Tafel. Wie würdest du dort sitzen?“

Es geht nicht darum, jeden Tag nur noch aus Kristallgläsern zu trinken und mit silbernen Löffeln zu essen. Ihr Kind sollte Benimmregeln so sicher beherrschen, dass es sie jederzeit praktisch anwenden kann. Wer später nur in bestimmten Situationen wie z. B. im Bewerbungsgespräch “mal eben” souverän und formsicher auftreten will, dem gelingt das auf die Schnelle leider nicht.

Das Selbstverständliche an guten Umgangsformen und die natürliche Souveränität wird im Kindesalter vermittelt – spielerisch, ganz nebenbei.

Als Eltern sollten Sie stets eingreifen, wenn Ihr Kind sich falsch verhält.

2. Den anderen zuliebe

Andere Menschen fühlen sich gestört, wenn Ihr Sprössling sich schlecht benimmt. Hier stehen Sie als Eltern in der Verantwortung, denn es ist Ihre Aufgabe, Ihre Kinder richtig zu erziehen.

3. Sich selbst zuliebe

Schlechte Erziehung wird Ihnen als Eltern angelastet. Wer sich durch Ihren Nachwuchs gestört und belästigt fühlt, ärgert sich immer auch über Sie – zumindest dann, wenn Sie tatenlos zuschauen. Ihre Erziehungskompetenz wird infrage gestellt und Ihre sozialen Kontakte leiden, weil Sie im Paket, das heißt als Familie, „zu anstrengend“ sind.

Es lohnt sich also, auch bei Ihren Kindern Wert auf Höflichkeit und gute Umgangsformen zu legen.

Wie Sie Kindern Werte und Regeln vermitteln

Gehen Sie die Erziehung Ihrer Kinder gelassen und liebevoll an. Mit zu viel Druck und Ungeduld erreichen Sie nur, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter schlechtes Verhalten bewusst einsetzt, um Sie zu provozieren und zu besiegen.

Die meisten Dinge, die ein Kind „falsch“ macht, tut es zumindest beim ersten Mal nicht aus böser Absicht, sondern weil es noch nicht weiß, wie es besser geht. Denn Kinder müssen die Regeln des Zusammenlebens erst noch lernen. Sie wissen nicht, was andere von ihnen erwarten und wie sie ihre Bedürfnisse auch ohne Geschrei oder körperliche Gewalt durchsetzen können. Ihnen fehlt es noch an Geschicklichkeit, Ausdrucksfähigkeit und Erfahrung. All das muss (und wird!) sich erst entwickeln.

Manchmal sind auch einfach die körperlichen Voraussetzungen noch nicht gegeben: Ein Baby oder Kleinkind im Flugzeug, das bei Start und Landung schreit und sich nicht beruhigen lässt, mag zwar die Nerven der anderen Passagiere strapazieren. Verzogen ist es deshalb noch lange nicht. Da es weder Kaugummi kauen noch bewusst schlucken kann, um den Druck auf seine Ohren auszugleichen, hat es schlicht und einfach Schmerzen. Sie können allenfalls versuchen, ihm Flasche oder Schnuller zu geben, um ihm den Druckausgleich zu erleichtern.

Leben Sie Werte und gutes Benehmen vor

Kinder lernen am Beispiel. Sie schauen sich ihr Verhalten von ihrer Umgebung ab. Da sie den größten Teil der Zeit im Kreis der Familie verbringen, haben Sie bis ins Jugendalter hinein enormen Einfluss auf die Erziehung. Sie also müssen Werte und gutes Benehmen vorleben, damit Ihr Nachwuchs dies von Ihnen übernehmen kann.

Wenn Sie etwa zu Hause über Ihre Arbeit schimpfen und dabei Ihren Chef als Blödmann bezeichnen, wird Ihr Spross kaum einsehen, warum er auf dieses Wort verzichten soll. Wenn Sie dagegen in Gegenwart Ihrer Kinder möglichst respektvoll und wertschätzend über andere Menschen sprechen, werden auch sie Achtung vor ihrem Nächsten entwickeln.

Wenn das Essen zuhause immer in Töpfen auf den Tisch kommt und nur Teller und Löffel gedeckt werden, kann Ihr Kind nicht lernen, was gute Tischsitten sind und wie man manierlich mit Messer und Gabel isst.

Das heißt aber nicht, dass Sie sich zerreißen müssen. Auch Sie sind nur ein Mensch. Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn Sie z. B. unter der Woche auf stilvolle Tischdekoration, Extraschälchen und neues Besteck für jeden Gang verzichten, damit statt Abwasch mehr Zeit für wichtigere Dinge bleibt.

Doch zumindest am Wochenende sollten Eltern den Tisch schön decken und sich Zeit für das gemeinsame, stilvolle Essen nehmen. Dadurch verbessern sich nicht nur die Tischsitten der Kinder, auch das Familienleben wird bereichert, denn bei dieser Gelegenheit können Sie sich auch einmal in aller Ruhe austauschen.

Machen Sie Ihr Kind auf Fehler aufmerksam

Und zwar zunächst immer im Guten. Manchmal ist es Ihrem oder Ihrer Kleinen gar nicht bewusst, dass es sich „falsch“ verhalten hat. Dann kann es natürlich auch nicht verstehen, warum andere verärgert reagieren.

Geben Sie ihm die Chance, sein Gesicht zu wahren und es beim nächsten Mal besser zu machen. Im Grunde seines Herzens wünscht sich jedes Kind, es richtig zu machen und dafür angenommen und geliebt zu werden.


Erklären Sie das Warum

Wenn Ihr Kind weiß, warum es etwas tun oder lassen soll, und den Sinn Ihrer Forderung begreift, fällt es ihm leichter, sich an die Regeln zu halten.

Beispiel: Sie möchten, dass Ihr Sohn die Nachbarin grüßt Mutter: „Frau Meier freut sich, wenn du sie grüßt. Geh bitte nicht einfach achtlos an ihr vorüber, sonst hält sie dich für einen Stoffel.“

Kind: „Sie hat doch auch nicht Hallo gesagt.“

Mutter: „Ich verstehe dich. Doch aus Höflichkeit solltest du zuerst grüßen, denn Frau Meier ist älter als du. Sie ist auch älter als ich, deswegen grüße ich sie auch zuerst. Und es ist richtig, älteren Menschen gegenüber zuvorkommend zu sein, denn vieles, von dem wir heute profitieren, haben die Älteren für uns aufgebaut.“

Setzen Sie Kindern Grenzen

Achten Sie konsequent darauf, dass Ihr Kind die guten Verhaltensweisen und Regeln, die es schon kennen gelernt und geübt hat, auch wirklich anwendet. Sie sollten ihm zeigen, wenn es eine Grenze überschritten hat.

Viele Eltern tun sich schwer, ihren Kindern Grenzen zu setzen. Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, denken sie. Da soll auch das Kind frei entscheiden dürfen, welche Regeln es für sich akzeptiert und welche nicht. Doch in der Praxis funktioniert dieses „Laissez faire“ nicht. Zu viel Freiheit führt dazu, dass die Kleinen die Orientierung verlieren. Kinder brauchen Grenzen, denn sie geben Sicherheit. Dass diese Grenzen mit Ihrem Kind wachsen und mit der Zeit immer weiter werden müssen, versteht sich von selbst. Irgendwann kann und darf es dann wirklich selbst entscheiden. Noch aber weiß es nicht immer, was gut für es ist. Noch tragen Sie die Verantwortung.

Statt für Regelbrüche willkürliche Strafen zu verhängen, sollten Sie Ihren Jungen oder Ihr Mädchen lieber die logischen Folgen spüren lassen, die sein falsches Verhalten hat:

  • „Du erpresst mich beim Einkaufen? – Dann kann ich dich das nächste Mal wohl leider nicht mehr mitnehmen.“

  • „Du spielst mit deinem Essen? – Anscheinend bist du satt. Dann kann ich den Teller ja abräumen.“

  • „Du ärgerst Kinder, die schwächer sind als du? – Dann gehen wir jetzt nach Hause, damit die anderen in Ruhe spielen können.“

Diese natürlichen Konsequenzen leuchten Ihrem Kind mehr ein als die Androhung von Taschengeldentzug, Fernsehverbot oder Stubenarrest – besonders dann, wenn es Ihnen gelingt, ruhig und sachlich zu bleiben.

Wichtig ist, dass Sie die angekündigten Folgen auch wirklich und am besten sofort eintreten lassen. Wenn es nur bei den Ankündigungen bleibt, nimmt Ihr Kind Sie sehr schnell nicht mehr ernst.

Loben Sie öfter, als Sie tadeln

Tadeln Sie Ihr Kind nicht nur für seine Fehler. Sagen Sie ihm auch, wenn es etwas richtig gemacht hat und Sie sich über sein Verhalten gefreut haben. Geben Sie Lob von Dritten weiter. So stärken Sie sein Selbstbewusstsein und geben ihm Sicherheit. Es weiß dann beim nächsten Mal nicht nur, was es lassen, sondern auch, was es tun soll.

So meistern Sie typische Krisensituationen

Selbst wenn Sie in der Erziehung sehr viel richtig machen, werden Ihnen Krisensituationen nicht erspart bleiben. Als Mutter von 4 Kindern kann ich ein Lied davon singen. Im Folgenden finden Sie die Strategien, die mir in diesen Situationen besonders geholfen haben.

1. Der „Aufstand“ im Supermarkt

Einkaufen ist für Kinder wie ein Besuch im Wunderland: Die Regale sind voller Verlockungen. Und wenn Mama, Papa, Oma oder Opa zu diesen Verlockungen Nein sagen, ist der Aufstand vorprogrammiert. Es wird gebrüllt, sich am Boden gewälzt oder sogar getreten. Nicht lange, dann hat der kleine Konsument die gesammelte Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich gezogen. Und damit stehen natürlich auch Sie unwillkürlich im Rampenlicht. Was tun?

Geben Sie auf keinen Fall nach, denn Ihr Kind muss lernen, dass es nicht alles haben kann. Auch später im Leben wird ihm nichts geschenkt. Außerdem wird Ihr Kleiner eine Taktik, mit der er Erfolg hat, immer wieder anwenden. Wenn er erst einmal heraushat, dass er nur zu schreien braucht, um etwas zu bekommen, haben Sie also auch zukünftig immer wieder Ärger. 

Erläutern Sie Ihrem Kind den Wert der Dinge

Wenn Sie „Ihrem Augenstern“ allzu bereitwillig jeden Wunsch erfüllen, kann er außerdem den Wert der Dinge nicht erkennen. Lernt Ihr Kind dagegen, auch einmal zu warten, sich etwas zu verdienen oder auf etwas zu verzichten, wird es das, was das Leben bietet, später eher zu schätzen wissen.

Entsprechend werden ihm diese Dinge mehr Zufriedenheit und Lebensfreude bescheren. Es wird also ein erfüllteres Leben führen. Deshalb ist es auch kein Mangel an Liebe, dem Nachwuchs einmal etwas abzuschlagen – im Gegenteil.

Das Aufsehen, das Sie erregen, müssen Sie wohl oder übel in Kauf nehmen. Erziehungskompetenz beweisen Sie, wenn Sie selbst ruhig bleiben und sich möglichst unbeeindruckt zeigen. Verzichten Sie auf lautstarke Diskussionen, halten Sie sich auch nicht allzu lange mit Gut-Zureden auf. Am besten, Sie kaufen einfach weiter ein, was auf Ihrem Zettel steht.

Sollte Ihr Kind dennoch zu randalieren beginnen, nehmen Sie es auf den Arm und halten es fest, bis es sich beruhigt hat. Der Einkauf muss dann eben so lange warten.

Tipp: Nie mit leerem Magen in den Supermarkt

Männern und Frauen, die abnehmen wollen, wird empfohlen, niemals mit leerem Magen einkaufen zu gehen. Man kauft sonst zu viel und die falschen Lebensmittel. Diese Regel gilt auch für Ihr Kind: Wenn es hungrig ist, kann es den vielen süßen Verlockungen im Supermarkt nur schwer widerstehen.

Gehen Sie mit ihm – wenn möglich – am besten nach dem Essen einkaufen oder nehmen Sie vor dem Supermarktbesuch noch eine gesunde Zwischenmahlzeit (z. B. ein Stück Obst) zu sich.

2. Bitte und Danke sagen

Menschen, die nicht Bitte und Danke sagen können, wirken auf andere selbstsüchtig, unhöflich und unverschämt. Sie machen sich wenig Freunde. Denn kein Mensch wird gern herumkommandiert, und jeder von uns freut sich, wenn das, was er tut, auch gewürdigt wird. Deshalb möchten wir auch alle nett gefragt werden, wenn wir etwas tun sollen, und ein Danke hören, wenn wir uns bemüht haben.

Am besten ist, wenn Ihrem Kind die beiden Zauberwörter irgendwann ganz automatisch von der Zunge gehen, ohne dass es erst groß darüber nachdenken muss.

Dabei macht Ihr Vorbild enorm viel aus. Achten Sie darauf, dass auch Sie im Umgang mit Ihrem Partner und Ihren Kindern das Bitten und Danken nicht vergessen. Gerade bei den Menschen, die ihnen am nächsten stehen, lassen es viele oft an Höflichkeit fehlen, die Fremden ganz selbstverständlich entgegengebracht wird.

Fordern Sie „bitte“ und „danke“ aber auch aktiv ein, und lassen Sie sich von Ihrem Kind auf keinen Fall herumkommandieren. Bestehen Sie darauf, höflich und nett gebeten zu werden.

Wenden Sie die Zauberwörter an

Bedanken Sie sich stellvertretend für Ihr Kind,
wenn es die guten Umgangsformen einmal vergisst.

Wie aber verhalten Sie sich, wenn Ihr Kind außerhalb der Familie vergisst, sich zu bedanken oder seine Wünsche in eine höfliche Bitte zu kleiden? Das kommt leider öfter vor, zumal Kinder auch Diplomatie und Feingefühl erst noch lernen müssen:

Wenn ein Dreikäsehoch das T-Shirt, das die Tante mitgebracht hat, absolut uncool findet und eigentlich ein Spielzeug erwartet hat, fällt es ihm schwer, seine Enttäuschung zu verbergen, geschweige denn Freude vorzutäuschen.

Hier ist wichtig, dass zunächst Sie für Ihr Kind in die Bresche springen und dem anderen die Wertschätzung und Anerkennung geben, an der Ihr Kind es hat fehlen lassen. Ein Bitte können Sie zwar nicht nachholen, Sie können sich aber stellvertretend bedanken und zeigen, dass zumindest Sie sich über die Freundlichkeit des anderen gefreut haben.

Besser, als das Kind bloßzustellen und zu demütigen, ist, wenn Sie später ein offenes Wort mit ihm reden. Dann kann (und sollte!) es das eigene Danke immer noch nachholen, z. B., indem es bei der Tante anruft, ihr einen kleinen Brief schreibt oder das Shirt beim nächsten Besuch anzieht und stolz vorführt.

Mit der Zeit wird Ihr Junior automatisch sensibler werden und immer öfter von ganz allein an sein Bitte und Danke denken.

3. Konflikte mit anderen Kindern

Wenn es gilt die eigenen Interessen durchzusetzen, können Kinder rigoros sein. Da reißt die kleine Tina dem noch kleineren Tom auch schon mal sein Spielzeug aus der Hand oder haut ihm im Vorbeigehen eins mit der Schaufel auf den Kopf.

Bei den Kleinen ist dieses Verhalten im Grunde genommen völlig normal. Zum einen kommt hier unser evolutionäres Erbe zum Tragen, das lautet: Der Stärkere überlebt. Rücksicht auf den Schwächeren muss Ihr Kind erst noch lernen.

Zum anderen fehlt es dem jungen Erdenbürger noch an den geistigen und sprachlichen Fähigkeiten, um Konflikte verbal und ohne Anwendung körperlicher Gewalt auszutragen. 

Schützen Sie die „Opfer“

Trotzdem sollten Sie als Eltern, Großeltern oder Begleitperson in diesen Fällen nicht einfach zusehen, sondern den Schwächeren schützen. Und auch die Eltern des „Opfers“ erwarten von Ihnen, dass Sie einschreiten.

Wie schon beim Bitte und Danke ist dabei auch hier zunächst einmal vorrangig, dass Sie sich um den Leidtragenden kümmern, also kleine „Opfer“ erst einmal trösten und ihnen ihr Spielzeug zurückgeben.

Dann aber sollten Sie Ihrem Junior verständlich machen, dass sein Verhalten falsch war, und darauf bestehen, dass er sich beim anderen entschuldigt. Er soll ja schließlich lernen, dass Gewalt keine Lösung ist. Auch wenn das Kind noch im „Hau-zu-Alter“ ist: Es selbst wird ja auch nicht gern geschlagen. Es kann die Situation selbst noch nicht reflektieren, doch Sie können ihm dabei helfen.

Praxis-Tipp: Eltern-Kind-Kommunikation

Schreien Sie nicht. Halten Sie Ihr Kind ruhig fest, zwingen Sie es auf diese Weise zum Augenkontakt – auf einer Augenhöhe. Reden Sie in ganz normaler Lautstärke, eher sogar etwas leiser als normal. Das wirkt viel nachdrücklicher.

Ist Ihr Kind zu einer Entschuldigung nicht bereit oder verhält es sich weiterhin aggressiv, ist die natürliche Konsequenz, dass Sie nach Hause gehen – auch wenn das Wetter schön ist und Sie selbst noch gern geblieben wären. Nur wenn die Folgen seines Verhaltens dem kleinen Schläger „wehtun“, wird er sich beim nächsten Mal überlegen, ob er sich noch einmal so verhält.

4. Wie gewöhnen Sie Ihrem Kind Schimpfwörter ab?

Aus der Sprache schließen wir unwillkürlich auf die soziale Herkunft eines Menschen. Wer derb und obszön spricht, wird als Asozialer abgestempelt und hat kaum eine Chance, es im Leben zu etwas zu bringen. Darüber hinaus kränken Schimpfwörter andere Menschen. Sie heizen Konflikte an und kommen meist dann zum Einsatz, wenn die Argumente ausgehen.

Die ersten Schimpfwörter bringen die Kleinen in der Regel spätestens aus dem Kindergarten mit. In der Schule folgen weitere. Manche dieser Wörter treiben uns dabei die Schamröte ins Gesicht. Was können Sie dagegen tun?

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und halten Sie sich selbst mit Schimpfwörtern zurück. Erklären Sie Ihrem Kind die Bedeutung der Wörter, die es benutzt. Es weiß nämlich häufig gar nicht, was es da sagt. Was ist ein „Hurensohn“ oder ein „Wichser“ überhaupt? Manchen Ausdruck wird Ihr Junior dann schon allein deshalb aus seinem Sprachrepertoire streichen, weil es ihm oder ihr peinlich ist.

Ermahnen Sie Ihr Kind, wenn es andere beschimpft. Machen Sie es darauf aufmerksam, dass dies andere Menschen verletzt und kränkt. Appellieren Sie an seine Freundlichkeit und seine guten Umgangsformen.

Wenn Ihr Kind Sie selbst mit Schimpfwörtern betitelt, brechen Sie das Gespräch ab. Machen Sie deutlich: „So unterhalte ich mich nicht mit dir!“ Das bringt mehr, als mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen.

Bitte achten Sie generell auf die Sprache Ihrer Kinder und korrigieren Sie Fehler. Viele Jugendliche können sich nicht mehr korrekt ausdrücken. Ihr Wortschatz beschränkt sich auf das Nötigste, die Grammatik ist haarsträubend, die späteren Chancen im Berufsleben sind schlecht.

3. Wie Sie es schaffen, dass Ihr Kind sich im Restaurant benimmt

Kleinere Kinder sind in feinen Restaurants fehl am Platz. Zum einen ist der Aufenthalt dort für die Kleinen selbst eine Tortur: langweilig bis zum Abwinken. Zum anderen haben sich die anderen Gäste auf ein schönes und gepflegtes Essen in aller Ruhe gefreut. Es wäre rücksichtslos und unhöflich, ihnen diesen Genuss zu verderben – auch wenn unsere Kleinen die Rentenzahler von morgen sind.

Selbst ich als Mutter von 4 Kindern bin froh, wenn ich ab und zu einen schönen Abend ohne meine munteren Sprösslinge verbringen kann, und bin wenig begeistert, wenn mir dann andere „kleine Plagegeister“ diesen Abend verderben.

Bevorzugen Sie Restaurants mit Spielecken für Kinder

Wählen Sie für ein Familienessen deshalb lieber ein kinderfreundliches Restaurant mit Spielecke, Biergarten oder Spielplatz. Dann können sich Ihre Kinder nach dem Essen austoben und Sie selbst haben Ihre Ruhe.

Hier fühlen sich auch die anderen Gäste nicht so leicht gestört. Denn wer hier hingeht, hat Kinder und kennt ihre Ausgelassenheit und ihren Bewegungsdrang. Soll es ein feines Restaurant sein, gönnen Sie sich am besten einen Babysitter und gehen allein.

Experten-Tipp für Ihre Familienfeier

Setzen Sie die Kleinen bei festlichen Familienfeiern an einen speziellen Kindertisch, den abwechselnd ein Erwachsener betreut. Die Kinder finden das toll, und Sie selbst haben mehr Ruhe. Eventuell können Sie auch jemanden engagieren, der die Kinderbetreuung übernimmt.

Auch wichtig: Bestellen Sie Ihrem Kind ein Essen, das es so essen kann, dass es auch für Dritte einen appetitlichen Anblick bietet. Fällt ihrem Kleinkind zu Hause beim Alleinessen ein Teil der Spagetti unter den Tisch, ist dies nicht so schlimm. Es muss es ja schließlich irgendwie lernen. Im Restaurant sollten Sie es lieber füttern oder ihm ein Stück Brot (Keks, Brezel) in die Hand drücken, damit sich Essensflecken oder Krümelspuren in Grenzen halten.

Auch später gilt: Üben Sie zu Hause spielerisch, wie man Schwieriges isst. Das macht sogar Spaß. Wenn Ihr Kind die Technik heraushat, können Sie es ja mit einem Besuch in einem echten Restaurant belohnen.

Packen Sie den Notfallkoffer

Wenn Sie nicht umhinkönnen, Ihre Kleinen mitzunehmen, packen Sie einen Notfallkoffer:

  • Bilderbücher,
  • Stifte,
  • Papier,
  • Gameboy …

Nehmen Sie Dinge mit, mit denen sich Ihr Kind bei Langeweile ruhig und für sich allein beschäftigen kann. Hilft das nichts, müssen Sie Ihr Kind so beschäftigen, dass es die anderen Gäste nicht stört – auch wenn Sie dann selbst nicht mehr allzu viel vom Essen haben.

6. Kleidung – über Geschmack lässt sich streiten!

Spätestens in der Pubertät kommt auf viele Familien ein weiteres Konfliktthema zu: die Kleidung. Die Jugendlichen beginnen sich über ihre Kleidung von den Eltern abzugrenzen. Sie wollen ihre eigene Persönlichkeit entwickeln, gleichzeitig aber auch einfach provozieren und schockieren.

Kleidung ist ein Ausdruck der Persönlichkeit. Jugendlichen sollten Sie hier grundsätzlich keine Vorschriften mehr machen. Das hat auch keinen Sinn.

Experten-Tipp: Wer zahlt, bestimmt mit

Sie können Auswüchse verhindern, indem Sie Kleidungsstücke, die Ihnen absolut gegen den Strich gehen, nicht finanzieren. Wenn Ihr Sohn unbedingt im Schottenrock herumlaufen will, kann er ihn sich ja auch vom Taschengeld kaufen.

Suchen Sie nach Kompromissen

Freiheit und Individualität haben aber auch ihre Grenzen: Zu bestimmten Gelegenheiten gebieten es Höflichkeit, Rücksichtnahme und das eigene Interesse, sich an die allgemeinen Bekleidungsregeln zu halten: Die goldene Hochzeit der Großeltern etwa ist ein feierlicher Anlass, den auch die Enkel durch festliche Kleidung würdigen sollten. Und wer in seiner löchrigen Jeans zum Vorstellungsgespräch geht, hat nun einmal schlechte Chancen.

Zu diesen überschaubaren Anlässen suchen Sie am besten nach einem Kompromiss. Es muss ja nicht der Anzug oder das Kleidchen sein. Selbst eine Jeans kann mit einem Blazer oder einer Bluse festlich ausschauen. Wichtig ist, dass Ihr Teenie sich in seiner Haut wohlfühlt und die anderen trotzdem nicht vor den Kopf stößt.

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