Etikette ohne falschen Ehrgeiz: In 7 Schritten aus der Perfektionismus-Falle

Stellen Sie hohe Ansprüche an sich selbst? Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden: Wer nicht an sich arbeitet, kann sich nicht verbessern. Was aber, wenn Sie beim Zielesetzen zu ehrgeizig sind? Dann verzweifeln nicht nur Sie an Ihrem Perfektionismus. Auch Ihre Umgebung leidet darunter. Wie Sie diesen inneren Antreiber zügeln, lesen Sie im folgenden Beitrag aus .

Perfektionismus: Bewundernswert oder bedauerlich?

Louis Zborowski, ein reicher Amerikaner edelster polnischer Abstammung, fuhr leidenschaftlich gern Auto. So gut, dass Mercedes den Grafen in einen Rennwagen setzte. Prompt gewann er 1902 das berühmte Bergrennen von La Turbie bei Nizza.

Ein Jahr später war Zborowski erneut am Start. Wie immer perfekt gestylt setzte er sich in Schlips und Kragen hinters Steuer. Zum Verhängnis wurden ihm seine goldenen Manschettenknöpfe: Die verfingen sich im damals noch üblichen Handgashebel, und seinen Mercedes trug es aus der Kurve. „So starb er stilvoll“, schrieb das FAZ-Magazin, „ein Gentleman vom scharfen Scheitel bis zur handvernähten Schuhsohle.“

Der Graf war ein Perfektionist: Alles musste stimmen, auch an seiner persönlichen Erscheinung. Professionell war das nicht: Ohne sein übersteigertes Bedürfnis nach Vollkommenheit hätten er und Mercedes vermutlich noch viele Siege gefeiert.

  • Profis müssen nicht perfekt sein
    Wenn es um Etikette und Benehmen geht, geht es oft um einen perfekten Schein: Jeder wünscht, wie der perfekte Redner, die perfekte Bewerberin oder der perfekte Gastgeber zu wirken und alles richtig zu machen. Es ist nicht verwerflich, hohe Ansprüche an sich selbst zu haben – im Gegenteil.Wichtig ist jedoch, auch mit Teilerfolgen zufrieden zu sein und sich klar zu machen, dass man nicht auf allen Gebieten Perfektion erreichen und alles 100%ig richtig machen kann. Oft ist es angemessen, sich auch über 90, 80 oder 50% zu freuen – je nachdem, was oder wer die Messlatte ist: Wer sich an Leonardo da Vinci, Friedrich Schiller, George Clooney und Mutter Teresa messen will, wird es schwer im Leben haben.

    Professionalität schätzen Kollegen, Kunden und Geschäftspartner an Ihnen. Perfektionismus dagegen treibt Ihre Mitmenschen oft zur Verzweiflung. In dem Wunsch, alles besonders gut machen zu wollen, lauert gleichzeitig eine Gefahr: Der hohe Anspruch an sich selbst – und oft auch an andere – geht zu Lasten von Spontaneität und Kreativität, von Liebenswürdigkeit und Geselligkeit. Perfektionisten sind im Umgang mit anderen oft überkritisch und unerträglich.

Extra-Wissen: Genauigkeitswahn und seine Grenzen: Musiker im Teufelskreis

Der große Pianist Artur Rubinstein war wie sein nicht minder großer Antipode Vladimir Horowitz ein Gegner des überperfektionierten Spiels, wie man es heute häufig bei jungen Tasten-Derwischen sieht. Schuld an überzogenen Leistungsansprüchen hatte für beide die Musikindustrie: Sie bringt Aufnahmen mit immer perfekterer Technik auf den Markt und zwingt die Künstler geradezu, fehlerfrei zu spielen. Horowitz meinte, dies sei nicht der Sinn der Musik: „Ein Klavier muss singen. Die jungen Pianisten spielen mir zu mechanisch, die spielen mehr Schreibmaschine als Klavier.“

Musiker im Teufelskreis des Perfektionismus – dieser Ansicht sind auch viele Wissenschaftler: Modernste Hi-Fi-Technik setzt Musiker unter Druck. Die Angst vor Fehlern lässt die Finger verkrampfen. „Heute haben wir eine selbstmörderische CD-Kultur mit Hang zum irrealen Perfektionismus“, kritisiert Eckart Altenmüller, Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover: „Der Perfektionismus erzeugt Angst und Bewegungsstörungen bis hin zum gefürchteten Musikerkrampf. Das kann das Ende einer Künstlerkarriere bedeuten.“

 

 

  • Perfektionisten schaden sich selbst
    Der Drang nach Perfektionismus macht nicht nur Musiker krank: Bei der restlichen Bevölkerung sieht es nicht anders aus. Wenn ich schlanker, schöner, klüger wäre, dann wäre ich auch glücklicher, sagt sich manch einer – und träumt weiter.Doch auch dieser Traum macht launisch, frustriert und unglücklich. Das haben die US-Lebensberaterinnen Enid Howarth und Jan Tras aus Albuquerque, New Mexico, herausgefunden. Der unausrottbare Mythos vom perfekten Leben ist eine gefährliche Illusion, sagen die beiden. Das gibt es in den Medien, aber nicht in der Realität. Die Illusion wird zum schwarzen Loch: Sie findet und vernichtet Energie, anstatt Kraft zu geben.

    Noch schlimmer: Genauigkeitsfanatiker sind sehr anfällig für körperliche Erkrankungen und seelische Defekte. Perfektionisten klagen viel häufiger über Müdigkeit und Kopfschmerzen und haben mit Depressionen zu kämpfen, als dies bei ihren lockerer eingestellten Zeitgenossen der Fall ist.

  • Perfektionisten schaden anderen
    Perfektionisten sind anstrengend. Eines der am häufigsten bemühten Klischees – nicht nur in unserer Gesellschaft – ist das des perfekten Gastgebers. Natürlich sollen sich Gäste wohl fühlen. Doch mit Perfektionismus tut niemand sich selbst und seinen Besuchern einen Gefallen: Wer sich als Gastgeber zu stark unter Druck setzt, überträgt die eigene Anspannung auf alle Anwesenden. Die Atmosphäre wird verkrampft, und plötzlich fühlt sich niemand mehr wohl.Ähnlich verhält es sich bei der Kindererziehung: Perfekte Eltern („Meinen Kindern darf es an nichts fehlen!“) nerven den Nachwuchs. Sie haben alles unter Kontrolle, behindern eine freie Entwicklung, lassen keinen Anlass zum Rebellieren – und wenn es nachher zu einem Ausbruch kommt, wird dieser umso heftiger. Alles, was zu perfekt wirkt, kehrt das beabsichtigte Gute ins Gegenteil.

Warum wollen Sie überhaupt vollkommen sein?

Was steckt hinter dem Perfektionismus? Warum setzen Sie und ich uns nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben unter Druck: dass die Kleidung millimetergenau sitzen muss? Dass das Fest bis ins Kleinste organisiert ist? Dass der sprachliche Ausdruck stets geschliffen und zitierfähig ist? Und warum nur sind unsere eigenen Ansprüche häufig höher als die aller anderen?

Erkennen Sie die Ursachen:

  • (Sehn-)Sucht nach Anerkennung
    Sie und ich leben nicht auf einer Insel. Wir möchten, dass andere uns in einem besonderen Licht sehen – in einem besonders guten natürlich! Daher versuchen wir, ein Fremdbild von uns entstehen zu lassen, das mit dem wahren Ich oft nicht mehr übereinstimmt.Wir werden allerdings nicht als Perfektionisten geboren, so der Psychologe und Arbeitswissenschaftler Meredith Belbin. Erst die individuelle Lebenserfahrung lehrt uns, wo wir die eigene Latte der Erwartung anlegen sollen: Wie hoch müssen wir springen, um uns die gewünschte, für unsere Psyche sogar notwendige Anerkennung zu verschaffen?

    Anerkennung ist der Schlüssel, der uns unseren Platz in der Gesellschaft verschafft – oder zumindest in dem Teilsystem, auf das wir besonderen Wert legen:

    • im Verein,
    • im Bekanntenkreis,
    • im Unternehmen,
    • in der Familie.

    Wir wollen geschätzt werden. Wir wollen bewundert werden. Wir wollen beneidet werden. Wir wollen geliebt werden. So wie die Musiker, die Lebenskünstler, die Karrieristen und die Eltern in den vorangegangenen Beispielen.

  • Mangelndes Selbstbewusstsein
    Menschen, die Schwächen eher bei anderen als sich selbst sehen, kommen gerne mit der Ausrede „Ich bin eben Perfektionist“ daher. Sie nennen Pseudoschwächen, die sich auch als Stärken interpretieren lassen: „Ich kann bei schwierigen Problemen nicht loslassen“ oder „Ich bin einfach zu ehrgeizig&ldquo,.Dahinter steckt ein unterentwickeltes, aber nach außen gekehrtes Selbstbewusstsein, sagt die Psychologieprofessorin Astrid Schütz von der TU Chemnitz: „Diese Leute wähnen sich ihrer Umgebung überlegen und beziehen ihr Selbstbewusstsein aus der Abwertung anderer.“

    Die Folge: Sie sind in ihrer Umgebung nicht gerade beliebt.

  • Wirtschaftliche Zwänge
    In wirtschaftlich schlechten Zeiten spielen auch ökonomische Zwänge eine wichtige Rolle. Wir sind der festen Überzeugung: Wenn wir alles perfekt machen, behalten wir unsere Stelle, werden wir befördert, bekommen wir neue Projekte. Fehler können verhängnisvoll sein, die Erwartungen steigen: bessere Qualität, mehr Leistung mit weniger Personal.Die meisten sehen nur, dass Fehler ihren Preis haben. Doch auch das Streben nach Perfektionismus hat seinen Preis: gesundheitliche und zwischenmenschliche Probleme.

Erkennen Sie die Ursachen, befreien Sie sich aus der Perfektionismus-Falle

Wenn Sie erkennen, warum Sie überhaupt nach Perfektion streben, fällt es Ihnen leichter, übertriebene Ansprüche abzuweisen. Sind Sie es selbst, die oder der die Hürden aufstellt, an denen Sie immer wieder scheitern? Oder wird der Druck auf Sie von anderer Seite aufgebaut?

Versuchen Sie mit den folgenden 7 Schritten, Ihr Leben zu entperfektionalisieren!

1. Durchschauen Sie die Fassade

Erkennen Sie, dass viele perfekte Leistungen irreal sind. Das Musiker-Beispiel zeigt, wie gefährlich es ist, sich von falschen Vorbildern leiten zu lassen. Selbst die scheinbar makellose CD-Aufnahme ist in Wirklichkeit alles andere als perfekt. Würde sie sonst per Computer nachbearbeitet?

Auch Spitzensportler erreichen ihre Leistungen teilweise nur mit unerlaubtem Doping. Und: Diejenigen, die einen perfekten Hochsprung oder eine perfekte Kür präsentieren, sind trotzdem fehlbar.

Werden Sie nicht zum Opfer einer Scheinwelt

Manche Menschen opfern sich auf, andere werden zu Opfern: Opfer einer Scheinwelt, die immer stärker Besitz von ihrem Alltag ergreift. Scheinwelten werden durch die Werbung, durch Hochglanzmagazine oder durch das Fernsehen aufgebaut. Gerade von Frauen wird dort nahezu Unmögliches verlangt, wenn es um ihr Äußeres geht. Von Männern übrigens (noch) nicht in diesem Maße.

Schein und Sein – zwei Paar Schuhe

Lassen Sie sich von dem schönen Schein nicht täuschen. Versuchen Sie, hinter all dem Glanz auch die Mühen zu entdecken, die es gekostet hat, ihn zu verbreiten, zum Beispiel in der Werbe- und Modebranche:

Frauen, die wie Models aussehen, sind nicht echt, sondern modelliert. Sonst hießen sie nicht so. Bevor ein Foto in einem Hochglanzmagazin abgedruckt wird, hat der Fotograf ein Dutzend Filme verschossen. Stimmt eine Kleinigkeit nicht, kann er diese später noch am PC wegretuschieren.

Lernen Sie lieber, sich selbst zu akzeptieren
– so, wie Sie tatsächlich sind. Dann schätzt Sie auch Ihre Umgebung. Das heißt noch lange nicht, dass Sie nicht an Ihren Fehlern arbeiten sollen.

Stärke bedeutet, Schwächen einzugestehen

„Ein Mann ist stark, wenn er sich seine Schwäche eingesteht“, erkannte der französische Schriftsteller Honoré de Balzac. Das gilt selbstverständlich auch für eine Frau – beruflich wie privat. Für diejenigen, die ihre Schwächen mit übertriebenem Selbstbewusstsein zu verdecken suchen, hält der Umgangsformen-Experte Moritz Freiherr Knigge einen Rat bereit:

„Sie müssen nicht perfekt daherkommen. Auf viele Menschen wirkt zur Schau getragene Sicherheit eher abschreckend, ja sogar aalglatt und unpersönlich.“

Tipp: Wann immer Sie eine perfekte Leistung sehen, denken Sie daran, dass oft nur die Fassade perfekt ist. Der Mensch ist es in der Regel nicht.
 

2. Sehen Sie den Preis, den scheinbar vollkommene Leistungen kosten

Der Preis, den perfekte Leistungen kosten, ist oft sehr hoch. „Viele Menschen“, so Dietmar Luchmann, der Leiter der Angstambulanz Stuttgart, „zerbrechen an der Fassade, die um sie herum aufgebaut wird – und verlieren mit ihrer Authentizität das Wertvollste: sich selbst.“

Überprüfen Sie Ihre Einstellung zu Fehlern, sehen Sie es wie Angstexperte Luchmann. Er findet Fehler nicht nur normal, sondern auch hilfreich: „Wenn wir sie erkennen und an ihnen arbeiten, bringen sie uns voran, ohne dass wir gleich perfekt werden müssen.“

Wollen Sie den Preis für Perfektion wirklich zahlen? Der Einsatz ist hoch: Spitzensportler, -musiker, -rechtsanwälte, -ärzte müssen auf vieles verzichten. Und auch die Anstrengungen, Perfektion vorzugaukeln, sind enorm: Stars kaschieren jede Hautunreinheit sorgfältig, bevor sie das Haus verlassen. (Paparazzi bekommen übrigens die höchsten Honorare für Bilder, die Prominente mit Pickeln, strähnigen Haaren oder dunklen Ringen unter den Augen zeigen.

Nutzen Sie Ihre Energien richtig

Rechnen Sie einmal durch: Wie viel Energie müssen Sie aufwenden, um in der vorgegaukelten perfekten Scheinwelt zu bestehen? Was kosten Diäten, Fitness, Wellness, Kosmetika an Geld? Und an Zeit?

Investieren Sie lieber in Ihr wahres Selbst – und in andere Menschen (die Ihnen das in sie Investierte sicher irgendwann zurückzahlen werden). Weniger vollkommen zu erscheinen ist auf jeden Fall authentischer! Wer erkennt, wie hoch der Preis der Perfektion ist, dem fällt es nicht so schwer, darauf zu verzichten und sich lieber an der Realität zu orientieren.

Fragen Sie sich als perfekter Gastgeber, Erzieher, Helfer, warum Sie sich „aufopfern“. Weil ein diffuses, nicht näher zu definierendes Ideal es von Ihnen verlangt? Weil Sie in eine Rolle hineingedrängt werden – oder sich selbst dort hineindrängen –, die Sie nicht ausfüllen können?

Orientieren Sie sich lieber an denjenigen, denen Ihre Fürsorge gilt: Ihren Gästen, Ihren Kindern, Ihren Hilfsbedürftigen. Auch beim Für-andere-da-Sein ist gut meist besser als perfekt, konsequent besser als ständig, effizient besser als aufopferungsvoll.

3. Lassen Sie fünfe auch einmal gerade sein!

In einer sich immer mehr den Gesetzen des Marktes verpflichtenden Berufswelt wird starker, häufig zu starker Druck aufgebaut. Die beste Beurteilung in Arbeitszeugnissen etwa lautet „stets zur vollsten Zufriedenheit“.

Das ist schon grammatisch unmöglich: Besser als zur vollen Zufriedenheit geht es nun einmal nicht! Von Frauen wird erwartet, dass sie Kinder, Haushalt und Karriere eben einmal so unter einen Hut bekommen. Und ein Heer von Millionen Erwerbslosen bedeutet für jede Arbeitskraft, dass deren Platz im Handumdrehen neu besetzt werden kann.

Nicht unfehlbar – aber professionell

Das alles heißt aber noch lange nicht, dass Sie sich keine Fehler mehr erlauben dürfen. Perfektionismus und Professionalität sind zwei Paar Schuhe. Setzen Sie auf den letzteren Wert, und verabschieden Sie sich von Grundsätzen, die Sie nicht weiterbringen, sondern nur behindern, etwa:

  • „Ich muss immer alles selbst machen, sonst wird das nichts. Verantwortlich bin letzten Endes ich, daher …
  • … muss ich alles kontrollieren!“
  • „Starke Menschen wie ich brauchen keine Hilfe!“
  • „Nur wenn auch das letzte Detail geklärt ist, kann ich entscheiden!“

Finden Sie eine entspanntere Einstellung. Das hilft Ihrer Gesundheit und letzten Endes auch Ihrer Karriere. Lassen Sie mitunter auch einmal fünfe gerade sein, und sagen Sie sich:

  • „Fehler sind nicht so schlimm, wenn es um Kleinigkeiten geht. Ich habe sogar ein Recht, welche zu machen. An Aufgaben werde ich wachsen, aus Fehlern kann ich lernen.“
  • „Ich lasse mir helfen, wenn ich Hilfe brauche. Andere wären auch über meine Hilfe froh.“
  • „Ich sollte bei jeder Aufgabe immer das Ziel im Auge behalten. Entscheidend ist doch, was am Ende dabei herauskommt.“
  • „Ich habe große Ziele. Aber auch wenn ich nicht 100%, sondern 90 erreiche, freue ich mich über den Erfolg und bin zufrieden.“

4. Akzeptieren Sie die menschliche Unvollkommenheit

Stress entsteht nicht nur im Berufsleben. Auch in privaten Beziehungen verwenden Sie wahrscheinlich viel Mühe darauf, zu gefallen, Mitmenschen nicht zu enttäuschen und immer für andere da zu sein. Doch der „Übermensch“ wurde noch nicht erfunden, und auch Sie können nicht alle Anforderungen an Ihre Person perfekt erfüllen.

Hier sind einige praktische Beispiele, wie Sie bestimmten – real oder nur in Ihrer Vorstellung existierenden – Erwartungshaltungen begegnen können:

  • Fauxpas: Um Verzeihung bitten
    Falls Ihnen in Gesellschaft ein Fauxpas unterläuft, müssen Sie nicht die Fassade aufrechterhalten und so tun, als wäre nichts gewesen. Stehen Sie zu Ihrem Fehler, und machen Sie klar, dass Sie nicht in böser Absicht gehandelt haben.Sagen Sie: „Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten“ oder „Es war nicht meine Absicht, Sie zu verärgern“ oder auch „Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen“. Damit haben Sie Ihr Gesicht gewahrt – und wirken gleichzeitig sympathisch auf die von Ihrem Fauxpas Betroffenen.
  • Name vergessen: Farbe bekennen
    Wenn Ihnen der Name Ihres Gegenübers partout nicht einfallen will, sollten Sie gar nicht erst nach Ausreden suchen. Bekennen Sie Farbe! Zeigen Sie aber, dass Sie nur den Namen, nicht aber die Person vergessen haben.Entschuldigen Sie sich kurz, und verbinden Sie dies mit einem positiven Signal: „Ich erinnere mich noch sehr gut an unsere kleine Diskussion über die Rechtschreibreform. Leider muss ich gestehen, dass mir Ihr Namen gerade nicht einfällt.“
  • Termin verschwitzt: Bedauern zeigen
    Angenommen, Sie haben jemanden in Ihrem Bekanntenkreis enttäuscht – etwa, weil Sie eine Verabredung verschwitzt haben. Sie schämen sich, Sie ärgern sich über sich selbst, aber Sie können nichts mehr rückgängig machen. Sollten Sie jetzt eine Lüge auftischen, um sich nachträglich zu rechtfertigen? Das wäre schäbig!

    Besser ist die folgende Methode: Rücken Sie mit der Wahrheit heraus. Wenn Sie sich über Ihren Fehler ärgern, gehen Sie auf Distanz zu sich selbst. Stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund oder Ihre beste Freundin hätte diesen Fehler gemacht und Sie unbeabsichtigterweise versetzt. Wie würden Sie dann die Situation sehen? Vermutlich viel gelassener! Also seien Sie zu sich selbst ähnlich nachsichtig.

5. Orientieren Sie sich an den richtigen Vorbildern

Falsche Vorgaben, Antreiber und Idealbilder, nach denen Sie sich keineswegs richten sollten, haben Sie in diesem Beitrag schon kennen gelernt. Heißt das, dass Sie sich besser nicht an Vorbildern orientieren sollten? Nein, denn erfreulicherweise sind auch berühmte Persönlichkeiten keineswegs so perfekt, wie dies gegenüber einer nach Helden lechzenden Öffentlichkeit immer dargestellt wird.

Beispiel: Fußballstar Francesco Totti

Italiens Fußballstar Francesco Totti wird nachgesagt, er sei nicht der Schlaueste. Entsprechend viele Witze kursieren über ihn. Totti machte daraus ein Buch, das wochenlang die Bestsellerliste anführte.

Weitere Pluspunkte sammelte der Kapitän von AS Rom, als er den Erlös seines Bestsellers Hilfswerken für notleidende Kinder und bedürftige Alte in seiner Heimatstadt spendete – „Menschen, die nicht viel zu lachen haben“, wie er in seinem Vorwort zu einer der Neuauflagen schrieb.

6. Bleiben Sie ehrlich, selbstironisch und gelassen

Ehrlich, selbstironisch, gelassen – mit diesen 3 Eigenschaften besiegen auch Sie Ihren Drang, alles immer möglichst perfekt zu machen.

Seien Sie ehrlich zu sich selbst – und zu anderen. Gestehen Sie sich selbst ein, dass Sie nicht alles perfekt beherrschen können. Um Hilfe bitten entlastet. Damit zeigen Sie keine Inkompetenz, sondern Souveränität.

  • Da Ihre Schwächen irgendwann sowieso auffallen, können Sie auch gleich dazu stehen. Selbstironie macht Sie sympathisch. Ihren Kritikern nehmen Sie auf diese Weise Angriffsfläche, und Sie können sich besser auf Ihre Stärken konzentrieren.
  • Gut ist häufig besser als perfekt. Wenn Sie an sich arbeiten, dann mit dem Ziel, mehr Gelassenheit zu erwerben! Vergeben Sie sich jetzt schon einmal selbst alle Fehler, die Sie in Zukunft begehen werden.

7. Lehnen Sie übertriebene Ansprüche ab

Wer täglich zwischen vielen Aufgaben jonglieren muss, kann nicht perfekt sein. Wer es dennoch versucht, baut einen Druck auf, dem man nicht mehr standhalten kann. Daraus resultieren Fehler, die der oder die Betroffene immer wieder als eigenes Versagen erlebt.

Aber nicht nur gegenüber Ihren eigenen Ansprüchen sollten Sie perfektionismusresistent werden. Lassen Sie sich auch nicht von Ihrer Umgebung tyrannisieren. Sie kennen sicher diese Situationen: Sie liefern eine halbstündige, grandiose Präsentation ab – und alles, was Ihr Chef anmerkt, ist ein kleiner Rechtschreibfehler auf der vorletzten Seite … Oder Sie organisieren ein Festessen, und Ihre Mutter stellt nur fest, dass die Blumendekoration nicht zur Farbe der Tischdecke passt …

So tappen Sie nicht in die Falle

Um nicht in die Perfektionismus-Falle zu tappen, die andere Ihnen – ob bewusst oder unbewusst – stellen, brauchen Sie starke Nerven, ein gutes Selbstbewusstsein und eine Portion Mut!

Kontern Sie mit einem dieser Zitate, statt sich zu ärgern:

„Die große Gefahr für die Menschheit liegt in der ständig steigenden Perfektion bei gleich bleibender menschlicher Unzulänglichkeit.“
Charles F. Kettering, amerikanischer Industrieller

„Man sollte Ehrgeiz besitzen, ohne von ihm besessen zu sein.“
John Huston, US-Filmregisseur

„Perfektion ist Lähmung.“
Winston Churchill, britischer Premierminister

 

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