Wie Sie Machtspiele erkennen und richtig reagieren

Umgangsformen sind Spielregeln des höflichen Miteinanders. Oft gelten im Beruf jedoch andere, unfaire Gesetze, wenn Machtspiele oder Machtdemonstrationen Einzelner die Arbeit bestimmen.

Wie Sie diese Spielchen erkennen und die Regeln zu Ihren Gunsten ändern oder ganz auf die „Partie“ verzichten, lesen Sie in diesem Beitrag.

Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht

„Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht“

sagte Abraham Lincoln (1809-1865) in seiner Amtszeit als 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und ein anderer großer Politiker jener Zeit, Charles Maurice de Talleyrand (1754-1838), französischer Außenminister unter Napoleon I. sowie Ludwig XVIII., bemerkte:

„Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.“

Was für Politiker in früheren Zeiten galt, gilt auch heute – und zwar nicht nur für die großen, sondern auch für einige „kleine Leute“. Ihre wichtigste Bühne für Kungeleien um Macht und Einfluss sind die Arbeitsplätze und Büros. Zwar ist beruflicher Ehrgeiz im Grunde nichts Negatives. Doch wenn der Wunsch, Karriere zu machen, alles andere an den Rand drängt, kann es Probleme geben.

Machtspieler haben ihre eigenen Regeln

Wer sein Denken und Handeln in erster Linie Kategorien wie „Macht“ und „Einfluss“ unterordnet, mit dem ist nicht einfach auszukommen. Denn die „Zusammenarbeit“ folgt anderen Regeln als denen des guten, fairen Miteinanders:

  • Ein allzu macht- und karriereorientierter Kollege verdreht vielleicht gern einmal die Wahrheit, streut böse Gerüchte, leitet wichtige Informationen verspätet an Sie weiter oder hält sie sogar ganz zurück.
  • Ein Vorgesetzter lässt seine Mitarbeiter vielleicht bei Besprechungen immer besonders lange warten, beschimpft sie laut vor Dritten oder lässt sie unnötig viele Überstunden arbeiten.

Unfaires Spiel um Verantwortung

In jedem Fall schieben machtorientierte Karrieristen die Verantwortung für Negativ-Entwicklungen (etwa das Scheitern eines Projektes) weit von sich. Für Fehler, Misserfolge und Niederlagen werden stets andere verantwortlich gemacht, wie in dem folgenden Beispiel deutlich wird:

Den „Schwarzen Peter“ zuschieben an einem Beispiel

Jörg Muster ist einer von zwei Vorstandsassistenten eines Großkonzerns. Mit seinem Kollegen Peter Besser versteht er sich nicht sehr gut. Schon immer hat Peter Besser sich betont in der Nähe des Chefs aufgehalten und ihm bei jeder Gelegenheit nach dem Mund geredet. Doch nun fängt er auch noch an, Jörg Muster bei jeder Gelegenheit vor dem Vorstand bloßzustellen.

Ständig gibt es „Missverständnisse“, die dazu führen, dass Jörg Muster seine Arbeit nicht machen kann. Und jetzt noch das: Peter Besser distanziert sich in der Vorstandssitzung demonstrativ von einem Projekt, das beide gemeinsam initiiert haben, das aber nicht sehr erfolgreich läuft:

„Das war die Idee von Herrn Muster. Ich war von Anfang an dagegen.“

Jörg Muster ist fassungslos, dass er allein für den Misserfolg geradestehen soll und dass sein Kollege ihm den „Schwarzen Peter“ zuschiebt.

Das Beispiel zeigt: Karrieristen wie Peter Besser verletzen die kollegialen Umgangsformen und Regeln des höflichen Miteinanders. Sie spielen ihre Machtspiele nach eigenen, unfairen Regeln – und zerstören so das Vertrauen, das für eine gute Zusammenarbeit unerlässlich ist.

So schützen Sie sich

Auch wenn es manchmal den Anschein hat: Als Betroffener sind Sie unfairen Machtspielen keineswegs hilflos ausgeliefert. Sie müssen sich zur Gegenwehr auch nicht auf das Niveau Ihres Gegenübers herablassen. Es genügt, wenn Sie seine unfaire Spielweise erkennen und angemessen reagieren.

Das könnte Ihnen auch gefallen