Etwas mehr Scham, bitte: Verrohen unsere Sitten?

Scham scheint sich zu einem Wert zu entwickeln, für den man sich rechtfertigen und entschuldigen muss, meint der große Knigge. Noch vor 20 Jahren waren Schamgefühle eine weitverbreitete, akzeptierte und tolerierte Reaktion auf einen Fauxpas. "Du solltest dich schämen!" ist ein Satz, den der eine oder andere gewiss noch aus seiner Jugend kennt. Heutzutage hingegen werden Schamgefühle mit Verklemmtheit oder Prüderie gleichgesetzt. Sie sind weniger akzeptiert denn je. Schamlosigkeit ist nicht nur das Erfolgsrezept vieler sogenannter Entertainer und "Unterhaltungsprofis" im Fernsehen. Nein, unverschämt nutzen sogar Leistungsträger unserer Gesellschaft moralwidrige Inhalte, um Erfolg zu haben. Bei ihnen kann mangelnde Intelligenz als Ausrede nicht geltend gemacht werden.

Anders im Alltag: Die australische Schauspielerin Nicole Kidman ist stolze Besitzerin von zwei Oscars und drei Golden Globes und gefragte Werbeträgerin. In einer Kaffeehaus-Kette in Manhattan sagte die Verkäuferin zu ihr:

"Hey, du siehst fast genauso aus wie die Frau, die damals mit Tom Cruise zusammen war. Hat dir das schon mal jemand gesagt?" Frau Kidman nahm diese Äußerung gelassen, bezahlte ihren Kaffee und ging.

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