Verstaubte Sprache: “Ich bitte um Empfehlung an Ihre Frau Mutter”

Auf unserer Sprache liegt auch heute oft noch der Staub der Vergangenheit. Redewendungen wie die in der Überschrift gewählte oder von "Ihrem werten Herrn Vater" zu sprechen passen nicht mehr in die heutige Zeit. Das "Fräulein Tochter" ist sogar doppelt altmodisch. Die Bezeichnung "Fräulein" ist im deutschen Sprachgebrauch schon seit Jahren total out. -Tipp: Wählen Sie zeitgemäße Formulierungen

Übrigens: Es galt schon immer als falsche Vornehmheit, diese Formen für die eigenen Familienangehörigen zu verwenden. Schlichte Formulierungen wie "Bitte grüßen Sie Ihre Mutter/Ihren Vater (sehr herzlich) von mir" oder "Gestern habe ich Ihre Tochter/Ihren Sohn getroffen" entsprechen nicht nur dem Zeitgeist. Sie erfüllen auch voll den Höflichkeits-Anspruch.
Entrümpeln Sie deshalb Ihren Sprachschatz von überflüssigen "Altertümern". Dazu gehört auch die Redewendung "Meine Wenigkeit". Sie ist nicht nur altmodisch, sondern auch vordergründige Bescheidenheit. Ersetzen Sie diese Floskel getrost durch ein "Ich". Niemand wird Ihnen deswegen Größenwahn vorwerfen. 

"Gestatten? Schulze mein Name"

Das früher übliche "Gestatten?" bei einer Selbstvorstellung fällt in den Bereich der leeren Phrasen. Oder haben Sie je gehört, dass jemand auf diese rhetorische Frage mit ,,nein" geantwortet hat? Es kann ersatzlos entfallen.
Ebenso die veralteten Erwiderungen nach einem Bekanntmachen wie "Angenehm", "Habe die Ehre" oder "Sehr erfreut". Der Tagesgruß mit dem Namen der oder des neuen Bekannten ist die perfekte Alternative.
Der Vollständigkeit halber hier noch einmal dieser Hinwies: Gattin und Gatte (Gemahlin/Gemahl) sind eben falls überholte Titulierungen. Auch wenn das die "Journaille" noch nicht flächendeckend erkannt hat. Die Bezeichnung "Kanzlergattin" beispielsweise taucht immer wieder nicht nur in den Gazetten auf. Je höher ein Amt ist, das der Ehemann bekleidet, um so schwerer tun sich die Journalisten damit, seine Frau schlicht als solche zu bezeichnen.
Roman Herzog hat für die Überflüssigkeit dieser Praxis ein leuchtendes Beispiel bei seinem Abschiedsfest in Berlin gegeben. Er hat als zu dem Zeitpunkt noch agierender Bundespräsident seinen Nachfolger Johannes Rau "sehr herzlich mit seiner Frau" willkommen geheißen und begrüßt.

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