Fit für den Sommerurlaub: Die wichtigsten kulturellen Unterschiede in den beliebtesten Reiseländern

Mindestens einmal im Jahr suchen viele Menschen fern von zu Hause Entspannung und neue kulturelle Erfahrungen. Was sollten Sie im Urlaub wissen und berücksichtigen?
Dieser Beitrag aus dem ist ein Streifzug durch die Kulturen. Er zeigt die Unterschiede der häufigsten Urlaubsreiseziele auf und gibt Ihnen Tipps zum Umgang mit den kulturellen Differenzen

  1. Warum ist Deutschland das beliebteste Reiseziel?

Eine Repräsentativ-Befragung hat ergeben: Das liebste Reiseziel der Deutschen ist Deutschland. Zumindest haben 24,5 % der Deutschen 2012 im eigenen Land Urlaub gemacht. Erst danach folgen Reiseziele wie Spanien und Italien:
Trotz der Lockpreise der Billigflug-Anbieter und der Schnäppchenpreise vieler Internet- und Reiseagenturen: So verwunderlich ist dieses Ergebnis nicht.
In Deutschland sind die Reisewege oft kurz und die Sprache, das Essen, die Tischsitten und die Umgangsformen bekannt. Unerwartete Fettnäpfchen oder böse Überraschungen sind relativ unwahrscheinlich. Beste Voraussetzungen für einen entspannenden Urlaub!
Im Ausland hingegen wartet das Unbekannte: häufig reizvoll, manchmal anstrengend oder sogar gefährlich. Es gibt vieles zu beachten, sobald Sie die Landesgrenzen verlassen.

  1. Reiseziele in Europa: Gibt es eine einheitliche europäische Kultur?

Wenn Fach- und Führungskräfte mit China oder Indien Geschäfte machen, halten sie eine interkulturelle Fortbildung für notwendig. Die europäischen Nachbarn hingegen glauben sie zu kennen. In Europa sind sie schließlich zuhause, und die jeweiligen Verhaltensweisen scheinen ihnen vertraut.
Es empfiehlt sich auch vor einer geplanten Reise ins europäische Ausland, die landestypischen Besonderheiten zu studieren, um mögliche Fettnäpfchen zu vermeiden.
In Polen ist es zum Beispiel undenkbar eine Handtasche auf dem Boden zu platzieren und in Spanien sollte man statt einer „Cola“ immer eine „Coca-Cola“ bestellen, um Missverständnis zu vermeiden. Diese und andere hilfreiche Informationen über kulturelle Unterschiede verschiedener Urlaubsländer informiert folgende .
 © CHECK24 Vergleichsportal Reise GmbH

Achtung: Kulturelle Unterschiede gibt es nach wie vor!
Noch immer gibt es in den europäischen Kulturen unterschiedliche Zeitvorstellungen. Die Sprachen und die Körpersprache sind nur in Ausnahmefällen identisch, Hierarchien werden anders gewichtet, Probleme und Konflikte werden verschieden behandelt.
Auch die Bedeutung der Religion ist innerhalb von Europa sehr unterschiedlich, die Wertvorstellungen variieren: In Spanien zum Beispiel haben die Kirche und die christlichen Traditionen mehr Einfluss auf die Menschen und das Alltagsleben als vergleichsweise in Tschechien.
Einige Beispiele: Religionsgemeinschaften in europäischen Ländern

Land Größte Religionsgemeinschaft und
Anteil Konfessionsfreie
Deutschland (zum Vergleich) Röm.-Kath. Kirche ca. 32 %,
konfessionsfrei ca. 32 %
Spanien Röm.-Kath. Kirche ca. 90 %,
konfessionsfrei ca. 8 %
Italien Röm.-Kath. Kirche ca. 83 %,
konfessionsfrei ca. 16 %
Österreich Röm.-Kath. Kirche ca. 74 %,
konfessionsfrei ca. 12 %
Finnland Lutheraner ca. 83 %,
konfessionsfrei ca. 16 %
Ungarn Röm.-Kath. Kirche ca. 52 %,
konfessionsfrei ca. 15 %
Tschechien Röm.-Kath. Kirche ca. 39 %,
konfessionsfrei über 50 %

Auf ein-, zwei- oder dreiwöchigen Urlaubsreisen werden Sie selten die Gelegenheit haben, tief in die Kultur des Gastlandes einzutauchen. Vieles wird Ihnen nicht auffallen oder für Unverständnis und Verwirrung sorgen.
Verbessern Sie Ihr Verständnis für die kulturellen Unterschiede
Ausgewählte Reiseführer oder spannende Romane mit Bezug zum Gastland ermöglichen es Ihnen, sich der fremden Kultur auf angenehme und unterhaltsame Art und Weise zu nähern. Indem Sie Erzählungen, Reiseführer oder Romane über das Reiseland lesen, schärfen Sie Ihre Wahrnehmung und verbessern Ihr Verständnis für die kulturellen Unterschiede.
Die -Beispiele: Literaturempfehlungen für ausgewählte Urlaubsländer

Land Literaturempfehlung
Spanien (Mercedes Mateo Sanz, dtv-Verlag)
Italien (Umberto Eco, Wagenbach)
Österreich (Erwin Ringel und Franz R. Reiter, Kremayr & Scheriau)
Frankreich (Ulrich Wickert, Heyne)
Türkei (Elke Heidenreich, Ayse Kulin und Rita Rosen, Literaturca)
Tschechien (Bohumil Hrabal und Karl-Heinz Jähn, Suhrkamp)

-Extra-Tipp: So finden Sie die passende Reiselektüre im Internet

Sie können auch sehr bequem im Internet nach Literatur suchen, die Bezug zu Ihrem Urlaubsziel ha

  1. Rufen Sie die Internetseite www.amazon.de auf.
  2. Geben Sie in das Feld „Suche“ die Auswahl „Bücher“ und Ihr Urlaubsland, die Ferienregion oder auch nur einen Städtenamen ein. Zum Beispiel: Frankreich. Klicken Sie dann auf „los“
    Konkretisieren Sie dann Ihre Suche, indem Sie im Auswahlmenü (linke Bildschirmseite) auf „Belletristik“ oder „Reise & Abendteuer“ klicken.
  3. Im nächsten Schritt können Sie zum Beispiel unter „Belletristik“ die Auswahl „Romane & Erzählungen“ und „Länder von A–Z“ treffen.

Et voilà: Hier finden Sie diverse Romane und Erzählungen mit Bezug zu Frankreich.

Europa wird immer internationaler – und immer regionaler
Europa- und weltweit können Sie 2 sich vermeintlich widersprechende Entwicklungen beobachten: Auf der einen Seite wird unser Leben durch die Globalisierung immer nationaler. Deutlich wird dies zum Beispiel bei den Essgewohnheiten: Deutsches Bier in Nizza, italienische Pasta in Hannover und französischer Wein in Neapel sind längst selbstverständlich und leicht erhältlich.
Kultureller Reichtum:
Ein Land mit nur einer Sprache und einer Sitte ist schwach und gebrechlich.
Darum ehre die Fremden und hole sie ins Land.

Stephan I. der Heilige, 975–1038, erster König der Ungarn (ungar. István I.)
Auf der anderen Seite besinnen wir uns zurück auf unsere regionale Herkunft. Wir pflegen regionale Besonderheiten und Unterschiede, um nicht von der Globalisierung überrollt zu werden. Deutsche Spezialitäten, deutsche Schauspieler, deutsche Musiker oder deutsche Urlaubsziele stehen trotz der großen, internationalen Konkurrenz im eigenen Land wieder hoch im Kurs.

  1. Welche kulturellen Unterschiede sollten Sie in Europa beachten?

In Europa gibt es weit mehr kulturelle Unterschieden als nachfolgend beschrieben. Hier finden Sie einen kulturellen Streifzug durch die häufigsten Reiseziele der Deutschen.
Spanien – die Siesta ist heilig
Trotz aller aktuellen Bemühungen, die Arbeitszeiten denen der anderen europäischen Länder anzupassen, bleibt die Siesta heilig. Sie sollten bei Ihrem Aufenthalt in Spanien darauf Rücksicht nehmen und jeglichen privaten Besuch zwischen 13:00 und 17:00 Uhr vermeiden.
Lautes Reden, Unterbrechungen oder paralleles Sprechen sowie lange Blickkontakte sind übliche Verhaltensweisen. Lassen Sie sich davon nicht irritieren.
Ein „Nein“ nach einer Bitte ist unhöflich. Versuchen Sie sich in der hohen Kunst des höflichen Umschreibens, wenn Sie eine Bitte ablehnen müssen.
Betrachten Sie die Beziehungspflege als oberste Priorität, und erkundigen Sie sich im Gespräch unbedingt nach der Familie.
ItalienSommer, Sonne und dolce vita
Seit Goethes Reisebeschreibungen kennen die Deutschen kein Land besser als Italien. Hier ein paar Richtigstellungen: Italien gehört seit den 90er-Jahren zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenraten der Welt.
Italien hat eine laizistische Staatsverfassung: Trotz des Widerstandes der Kirche wurde Italien durch liberale Politiker gegründet, die den Einfluss der Religion im öffentlichen Leben einschränkten.
Viele kirchliche Feiertage, wie z. B. der Karfreitag, sind normale Arbeitstage. So kommt es, dass es in Deutschland deutlich mehr Feiertage gibt als in Italien.
Der italienische Staat hat mehr als 5-mal so viele Gesetze und Verordnungen als der deutsche. Aus diesem Grund muss fast alles individuell geregelt werden. Bei der Gesetzesflut blickt der Durchschnittsitaliener einfach nicht mehr durch.
Stellen Sie sich deswegen darauf ein, dass das geschriebene Papier gegenüber einer persönlichen Vereinbarung an Wert verliert. Das persönliche Vertrauen zählt, und die Kommunikation ist der Weg dazu.

-Extra-Tipp: Sprache als Schlüssel zur Verständigung

Erwarten Sie nicht, dass in allen Ländern Englisch oder Deutsch gesprochen wird (ausgenommen natürlich in angelsächsischen oder deutschsprachigen Ländern). In jedem Land ist die Muttersprache immer die erste Sprache, und mit rudimentären Sprachkenntnissen können Sie überall die Herzen erobern. Lernen Sie deswegen unbedingt die wichtigsten Begriffe und Phrasen in der Landessprache.

„Reden Sie nicht mit dem Busfahrer, er braucht seine Hände zum Lenken.“
Dieser Aufkleber, gefunden in einem römischen Linienbus, beschreibt sehr gut die Art des persönlichen Gesprächs: mit viel Gestik, laut und lebhaft.
Wenn Sie zeigen wollen, dass Sie „typisch deutsch“ sind, oder wenn Sie sich unbeliebt machen wollen, geben Sie einfach Tipps, wie man etwas besser und effektiver gestalten könnte. In Italien ist fast alles schlecht, so die Meinung vieler Italiener. Aber das sollten Sie nicht von außen kommentieren. Schließlich ist das eigene Dorf oder die eigene Stadt doch der schönste Ort der Welt.
Österreich – die gemeinsame Sprache ist eben doch nur ein Teil unserer Kultur
Die gemeinsame Sprache verführt zur Annahme, die beiden Länder verfügten über identische kulturelle Wurzeln. Die Geschichte zeigt viele Gemeinsamkeiten, aber ebenso viele Unterschiede.
Österreicher bewundern nicht nur die Architektur aus vergangenen Zeiten, sondern auch die Umgangsformen. Anders als in Deutschland erfolgt die Anrede immer noch mit Herr Magister, Herr Ingenieur, Herr Doktor oder Herr Kommerzialrat. Gerade im Umgang mit älteren Österreichern sollten Sie darauf achten.
Das Butterschnitzel aus faschiertem Fleisch kennen Sie als Hackfleischbraten, der Vogerlsalat ist ein Feldsalat, und Paradeiser sind bei uns als Tomaten bekannt.
Unterschiedliche Begriffe sind schnell erlernbar. Die Ablehnung der Piefkes, der Deutschen, ist tiefer verwurzelt. Versuchen Sie, diesem Vorurteil nicht zu entsprechen, und vermeiden Sie in Gesprächen die Darstellung besonderer deutscher Errungenschaften.
Skandinavien – auf Du und Du mit unseren Nachbarn im Norden
Bei einem Besuch bei IKEA oder einem anderen schwedisch geführten Unternehmen fällt auf: Niemand, noch nicht einmal der ranghöchste Chef, wird dort mit „Sie“ angesprochen. Gewöhnen Sie sich vor Ihrer nächsten Schwedenreise rechtzeitig an das persönliche „Du“.
Die Betonung von Hierarchien oder Titeln wird nicht gern gesehen. Auf Visitenkarten finden Sie deswegen auch keine Titel. Ein starker Gerechtigkeits- und Gleichheitsgedanke prägt viele Menschen in skandinavischen Ländern.
Bei der Kommunikation können Sie noch weitere Unterschiede feststellen. In Finnland zum Beispiel werden zwischen den Sätzen lange Pausen gemacht. Diese verleiten ausländische Gesprächsteilnehmer zu Beiträgen, die dann als unhöfliche Unterbrechungen aufgefasst werden. Seien Sie deswegen unbedingt zurückhaltend, und werten Sie einen meist deutlicheren Körperabstand nicht als Ablehnung.
Mittel- und Osteuropa – Prag liegt westlich von Wien
In vielen Köpfen besteht die jahrzehntelang gültige Ost-West-Einteilung unseres Kontinents immer noch fort. Betrachten Sie die europäische Landkarte genau, und Sie werden verstehen, warum die Tschechen darauf bestehen, als Mitteleuropäer gesehen zu werden.
Unsere langjährige gemeinsame Geschichte prägt noch heute unser Verhältnis. Viele meist überholte Ressentiments gegenüber Deutschen haben bittere historische Hintergründe. Versuchen Sie deswegen, verständnisvoll damit umzugehen. Aktuelle Kontakte aus der jüngeren Vergangenheit haben bereits viel zu einem besseren Verständnis beigetragen.
Türkei – eine Kultur im Wandel
Die Diskussion über Verbot oder Zulassung des Kopftuches ist in der Türkei angekommen. Sie wird dort inzwischen noch erbitterter geführt als in Deutschland. Abseits touristischer Pfade tobt inzwischen ein Kulturkampf zwischen strenggläubigen Muslimen und aufgeklärten liberalen Intellektuellen.
Lange Jahre galten viele der in Deutschland lebenden Türken der ersten bis dritten Generation als besonders konservativ. Neuerdings ist dieser Trend, vielleicht auch als Gegenbewegung zur Öffnung nach Europa, auch in der Türkei erkennbar.
Versuchen Sie, in Ihrem Urlaubsland Türkei Stimmungen aufzunehmen. Wie in jedem Land ist eine Einmischung von außen nicht erwünscht, vielleicht sogar kontraproduktiv. Hören Sie einfach zu, und erkennen Sie viele Argumente aus Deutschland wieder.

  1. Mit welchen Grenzerfahrungen müssen Sie bei Fernreisen rechnen?

Fernreisen sind beliebt. Exotische Kulturen und fremde Verhaltensweisen locken besonders. Fast überall begegnet man Ihnen, also dem Fremden, offen und mit Interesse.
Trotzdem kann es zu Irritationen, zum Beispiel über Ihre ungewöhnlich freizügige Kleidung, Ihren zur Schau gestellten Reichtum, Ihre auffällige Art zu reden oder Ihre hart klingende Sprache, kommen.
Fremdes Verhalten ist nicht immer ein Ergebnis von Entwicklungen, die innerhalb einer Kultur abgelaufen sind. Versuchen Sie, Verhaltensweisen auch über den Einfluss des modernen Tourismus oder das von Ihnen eingebrachte Fremdbild zu erklären.
Hierzu ein exotisches Beispiel aus Deutschland: Der Schuhplattler ist ein Gebirgstanz und somit nur am äußersten Südrand Bayerns heimisch gewesen. Touristen jedoch sehen diesen Tanz sogar als Ausdruck des Deutschtums. Dieser Fremdeindruck beeinflusste unsere Betrachtungsweise nachhaltig. Selbst viele Bayern glauben inzwischen, das Schuhplattler-Tanzen sei eine ursprünglich im ganzen Freistaat verbreitete Tradition.
Umgang mit Armut: Wecken Sie keine Begehrlichkeiten
Wie immer Sie sich auch in fernen Ländern verhalten, eines ist klar erkennbar: Sie sind reich. Das hat nichts mit Ihrem realen Einkommen zu tun. Es genügt die Tatsache der Anwesenheit und der damit verbundenen teuren Anreise.
Sie können damit Begehrlichkeiten wecken. Schon aus diesem Grund sollten Sie sich dezenter kleiden, Schmuck und auffällige Taschen zuhause lassen und sich im Vorfeld der Reise über Tricks, die bei Betrügern und kriminellen Banden des Landes üblich sind, informieren.

-Extra-Tipp: Wie verhalten Sie sich in Gefahrensituationen richtig?

Selbst wenn Sie bestens vorbereitet sind und alle Warnungen berücksichtigen, können Sie in Gefahrensituationen geraten. Beachten Sie deshalb ein paar mitunter sogar lebensrettende Grundsät

  • Gehen Sie davon aus, dass nur Ihr Geld und nicht die Verletzung Ihres Leibes und Lebens Ziel des Angriffs ist.
  • Leisten Sie bei einem Überfall deswegen keinen Widerstand.
  • Nehmen Sie immer ein wenig Bargeld mit, das Sie im Falle des Falles aushändigen könnten. Ein frustrierter Angreifer könnte sonst unberechenbar sein.
  • Trennen Sie sich bei einem Überfall ggf. auch von persönlichen Gegenständen.
  • Suchen Sie nach einem Überfall Zeugen, und verständigen Sie die örtlichen Behörden.
  • Holen Sie sich von deutschen Einrichtungen im Lande ggf. Unterstützung und Hilfestellung im Umgang mit den Behörden vor Ort.

Weit verbreitet und für Reisende oft sehr unangenehm oder beschämend ist die Situation armer Menschen. Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die wirtschaftlichen Verhältnisse im Zielland, zum Beispiel über die stets aktualisierten Seiten des Auswärtigen Amtes. Versuchen Sie auf jeden Fall die Situation immer differenziert zu betrachten.
Das -Beispiel: In Kuba verhungert niemand. Das Bildungs- und Gesundheitssystem zählt zu den besten im amerikanischen Raum. Dennoch kostet ein Kilo Fleisch in etwa ein Viertel des Monatslohns.
Die USA hingegen sind eines der reichsten Länder der Welt. Trotzdem leben dort Menschen ohne Sozial- und Krankenversicherung und sterben aufgrund fehlender medizinischer Versorgung. Entscheiden Sie selbst, wo und wem Sie Geld geben wollen.
In islamisch geprägten Ländern sollten Sie sich grundsätzlich spendenfreudiger zeigen. Die milde Gabe für Arme ist eines der wichtigsten religiösen Gebote im Islam und wird sehr ernst genommen. Nichts zu geben stößt deswegen auf absolutes Unverständnis.

Das -Extra-Wissen: Wie gehen Sie richtig mit Armut um?

Neben der individuellen Entscheidung, wann Sie helfen wollen und wann nicht, gibt es Grundsätze, die Sie beachten sollt

  • Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt langfristig und damit besser. Organisierte Hilfe kommt deswegen meist nachhaltiger und effizienter an als individuelle einmalige Gaben.

Im Lande selbst, in direkter Konfrontation mit der Armut, sollten Sie folgende Grundsätze beachten:

  • Erkundigen Sie sich nach Hilfsprojekten vor Ort, und spenden Sie gezielt.
  • Geben Sie Kindern nur dann etwas, wenn anzunehmen ist, dass deren Eltern z.B. aufgrund von Kriegen und Seuchen nicht mehr leben. Im anderen Fall gäben Sie damit nur das Signal, dass Betteln lukrativer als Schulbildung ist.
  • Unterstützen Sie kein aggressives Betteln.
  • Stellen Sie Ihre Spendenbereitschaft nicht zur Schau.

-Linktipp:

Unter der Rubrik „Reise und Sicherheit“ finden Sie Länder- und Reiseinformationen sowie aktuelle Sicherheitshinweise

  1. Wie können Sie kulturellen Unterschieden angemessen begegnen?

Vorurteile und Stereotypen
Jeder Mensch bewertet Verhaltensweisen immer zunächst entsprechend seinem eigenen kulturellen Hintergrund; also unter Rückgriff auf das, was er gelernt hat. Fremdes wird mit Hilfe der eigenen Vorstellung davon, was richtig und falsch ist, betrachtet und kommentiert.
Man kann sich davon sehr schwer lösen. Im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen sollten Sie die Neugier siegen lassen. Versuchen Sie, Neues, Unbekanntes und vielleicht sogar Widersprüchliches unkommentiert und vor allem unbewertet zu betrachten.

-Experten-Tipp: Wie können Sie mit ungewohnten Verhaltensweisen umgehen?

  • Stoppen Sie den Bewertungsprozess. Eine Bewertung wäre zum Beispiel: Italiener sind zu laut.
  • Formulieren Sie stattdessen, was Ihnen auffällt oder was Sie irritiert. „Die beiden Italiener am Nachbartisch sprechen so laut, dass ich jedes Wort der Unterhaltung zwangsläufig mitbekomme.“
  • Überlegen Sie, wo die Ursachen dieses Verhaltens liegen: In der Kultur, der Situation oder einfach nur in der agierenden Person?

    Zum Beispiel: Sind Ihre beiden Tischnachbarn möglicherweise aufgeregt? Haben beide vielleicht ein Gläschen zu viel getrunken? Oder sind kulturelle Unterschiede dafür verantwortlich, dass sie gar nicht merken, dass sie so laut sind?

  • Versuchen Sie, bei Unterschieden, die auf die jeweilige Kultur zurückzuführen sind, die Irritation auszuhalten und das Beobachtete unkommentiert zu lassen. Sie müssen die andere Kultur nicht ändern.
  • Überlegen Sie sich bei nicht tolerierbarem Verhalten von Einzelpersonen, wie Sie ggf. die Situation ansprechen könnten. Beispiel: Weisen Sie höflich darauf hin, dass die Lautstärke die eigene Kommunikation beeinträchtigt.
  • Sie können alternativ auch versuchen, sich der Situation zu entziehen. Etwa: Sie wechseln an einen anderen Tisch im Restaurant.

Denken Sie daran: Sie wirken ebenfalls fremd und wollen nicht auf die immer gleichen Stereotypen über Deutsche reduziert werden. Geben Sie jedem die Chance, sich anders verhalten zu dürfen, als Sie sich ihn vorgestellt haben oder als Sie über dessen kulturelle Eigenheiten gelesen haben.
Körpernähe
Wie nah man sich beim Sprechen kommen darf, ist in den einzelnen Kulturen sehr unterschiedlich. Manche unruhige Reaktion oder sogar Ablehnung kann hier ihre Ursache haben. Versuchen Sie einmal, mit einem Gesichtsabstand von zehn Zentimetern ein Gespräch mit Ihrem Gegenüber zu führen. Hier spüren Sie sofort, wie unangenehm eine solche Grenzüberschreitung ist.

-Experten-Tipp: Was ist die richtige Körpernähe?

Sie finden weltweit alle möglichen Formen des Umgangs mit Körpernähe: Umarmungen, Hände halten, Küsschen geben, großen Abstand halten, Kopf berühren oder Hände küssen, um nur einige zu nennen. Der richtige Abstand ist und bleibt jedoch immer der eigene. Dies gilt für Ihr Gegenüber genauso wie für Sie.
Generell gilt jedoch: Von einem Gast kann in einer fremden Kultur etwas mehr Verständnis erwartet werden als vom Einheimischen. Passen Sie sich also an, oder bitten Sie für Ihr eigenes Verhalten um Verständnis. Falls Ihnen zum Beispiel zu viel Nähe unangenehm ist, dürfen Sie das freundlich sagen.

Die -Beispiele: In Italien stellt man sich in einem ansonsten leeren Aufzug direkt neben eine mitfahrende Person. In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Hier wird meist der größtmöglichste Abstand gesucht.
In arabischen Ländern wird häufig die Hand des gleichgeschlechtlichen Gegenübers nach dem ersten Händedruck minutenlang festgehalten. Der gleichzeitige intensive Blickkontakt ist für uns ebenfalls sehr ungewöhnlich.
Entziehen Sie sich dieser Situation ohne weitere Erläuterung, kann das als Ablehnung missverstanden werden. Das absolute Gegenbeispiel finden Sie in Japan. Ein bis 2 Armlängen gelten hier meist als angemessener Abstand zueinander. Wenn Sie aber in Tokio in der U-Bahn mitfahren, werden Sie feststellen, dass vermeintlich feste Regeln auch immer ihre Ausnahmen haben. Der unerwünschte Körperkontakt im Gedränge wird diszipliniert ertragen.
Häufig anzutreffendes Distanzbedürfnis im Vergleich zu Deutschland

viel größer z. B. China, Japan, Korea und vielen weiteren Ländern Ostasiens sowie in arabischen Ländern und Iran (zwischen Männern und Frauen)
etwas größer z. B. Großbritannien sowie nordeuropäische Länder, Kanada (englischsprachiger Teil), USA, Malaysia und in vielen weiteren Ländern Südostasiens
etwas geringer z. B. Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien und in zahlreichen weiteren Ländern Süd-, Mittel- und Osteuropas sowie Mittel- und Südamerika oder Kanada (französischsprachiger Teil)
viel geringer z. B. Indien und in arabischen Ländern sowie Iran (Achtung: nur zwischen Männern oder zwischen Frauen!)

Gestik und Mimik
Sicherlich macht es Spaß, die Bedeutung verschiedener Gesten zu verstehen. Manche Diskussion im Basar oder mit Busfahrern in Italien bekommt dadurch mehr Klarheit.
Seien Sie aber davor gewarnt, diese Gesten selbst anzuwenden. Sie kennen die Bedeutung nie in allen Facetten, außer Sie sind im Land selbst aufgewachsen. Sprechen Sie ruhig mit den Händen, aber verabschieden Sie sich möglichst von allen deutlichen Gesten, auch denen, die Ihnen vertraut sind.
Viele für uns positiv behaftete Zeichen bedeuten in anderen Ländern nicht das Gleiche. Das Okay-Zeichen mit geschlossener Faust und erhobenem Daumen entspricht in arabischen Ländern, aber auch in Teilen Griechenlands dem uns bekannten und böse beleidigenden gestreckten Mittelfinger.

  1. Von der Einladung bis zum Small Talk – wie verhalten Sie sich richtig im Gastland?

Einladung und Gastfreundschaft
Viele Kulturen erscheinen Ihnen besonders gastfreundlich. Die Einladung nach Hause, das vertraute und persönliche „Du“ oder Gespräche über die Familie und den persönlichen Freundeskreis lassen eine für Sie häufig ungewohnte Intimität entstehen. Achten Sie bei all dieser Vertrautheit immer auf den höflichen Umgang miteinander.
Viele Spanier, Italiener und andere berichten, dass Deutsche zwischen respektvoller Freundschaft und lässiger Kumpelhaftigkeit nicht unterscheiden können. Häufig wird in angeheitertem Zustand der neu gewonnene Freund zu heftig in den Arm genommen, die neue Freundschaft viel zu laut bekundet.
Eine freundschaftliche Beziehung muss sich entwickeln können. Tasten Sie sich heran, und zeigen Sie vor allem Respekt. Werten Sie die Einladung zum „Du“ nicht sofort als Ankündigung zur dicksten Freundschaft und zum ungezwungenen Umgang miteinander.
Nehmen Sie Einladungen an, und vergessen Sie nicht, Einladungen auch auszusprechen. Ein Geben und Nehmen sollte sich die Waage halten. Erkundigen Sie sich vorher nach den Gepflogenheiten im Gastland. Sofern eine Gegeneinladung nach Hause nicht üblich oder möglich ist, können Sie Ihre Gastgeber in ein Restaurant, zu einem Kaffee oder auch zu einem Ausflug einladen. Achten Sie jedoch stets auf eine angemessene Reaktion Ihrerseits.
Gastgeschenke
In arabischen Ländern, in Japan und in vielen weiteren Ländern Südostasiens können Gegeneinladungen falsch verstanden werden. Sie müssen Gleiches nicht sofort mit Gleichem vergelten. Es wird nicht erwartet, dass Sie sich für die erste Einladung revanchieren – das könnte sogar beleidigend wirken. Zeigen Sie sich stattdessen mit einem angemessenen Gastgeschenk erkenntlich.
Mit Geschenken für die Kinder der Familie liegen Sie eigentlich immer richtig. Kleine Spielsachen oder Süßigkeiten werden stets gerne angenommen. Besonderes Gespür können Sie an den Tag legen, wenn Sie für den Gastgeber Geschenke aus Ihrer Heimat mitbringen. Achten Sie aber immer auf etwaige religiöse Einschränkungen oder besondere gesellschaftliche Konventionen.
Essen und Trinken
Das Essen ist der Bereich, über den kulturelle Besonderheiten als Erstes definiert werden. In mediterranen Ländern nehmen Sie die Hauptspeise des Tages am späten Abend in angenehmer Runde ein. In vielen südostasiatischen Ländern werden Sie über die Reichhaltigkeit des Frühstücks staunen, das mit einer Suppe beginnt.
So fremd die Speisen auch erscheinen mögen, eine Ablehnung wird in keiner Kultur gern gesehen. Dies bedeutet aber nicht, dass Sie alles Aufgetischte auch verspeisen müssen. Probieren Sie – sofern möglich – einen kleinen Bissen. Erklären Sie eine mögliche Ablehnung damit, dass es sich um eine für Sie sehr ungewöhnliche, vielleicht sogar unverträgliche Speise handelt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Alkohol. Auch in Russland können Sie ihn ablehnen. Das wird zwar meist nicht verstanden, aber eine angedeutete Magenunverträglichkeit kann Sie gegebenenfalls retten.
Small Talk
Sie wollen mit den Menschen im Reiseland in Kontakt treten? Nichts einfacher als das. In Bayern gibt es den Spruch: „Durchs Reden kommen die Leute zusammen.“ Das stimmt. Aber Sie sollten auch konkrete Hinweise zu den Gepflogenheiten im Reiseland beachten.

-Experten-Tipp: Tabu- und Einstiegsthemen beim länderübergreifenden Small Talk

Kontroverse Themen (zum Beispiel Politik und Religion) sind für den Gesprächseinstieg tabu. Suchen Sie nach verbindenden Themen

  • das Wetter: ein Klassiker
  • Kultur und Literatur: Hier können Sie mit Kenntnissen über Persönlichkeiten des Gastlandes immer punkten.
  • der Sport: Deutsche Fußballer genießen Weltruhm, doch im Urlaub dürfen Sie gern die sportlichen Erfolge und die Sportikonen des Gastlandes loben.
  • die Familie: Damit zeigen Sie Interesse an Ihrem Gesprächspartner.

In vielen Ländern sind die hier aufgeführten Themen die wichtigsten. Häufig können Sie nach diesen Einstiegsthemen auch weitere, vielleicht sogar kontroverse Themen ansprechen. Lassen Sie sich jedoch Zeit, und zeigen Sie Fingerspitzengefühl.

Kleidung
Zu jeder Gelegenheit die richtige Kleidung – diesen Grundsatz können Sie weltweit gelten lassen. Mit eleganter Business-Kleidung sind Sie im Hotel, im Restaurant oder zur abendlichen Veranstaltung meist passend gekleidet. Abgesehen von besonderen Kleidervorschriften für Frauen in einigen islamischen Ländern gilt dies für beide Geschlechter.
Als Mann dürfen Sie außer am Strand oder bei sportlichen Aktivitäten nur in wenigen Ländern Bein zeigen. In angelsächsischen Ländern wird im Sommer schon einmal eine Ausnahme gemacht.
Wie für Männer gibt es auch für Frauen regionale Ausnahmen. In Russland finden Sie selbst zu förmlicheren Anlässen Frauen mit eng anliegender Kleidung und sehr kurzen Röcken, die weit über dem Knie enden.
Grundsätzlich sind Sie gut beraten, sich in die örtlichen Gepflogenheiten einzulesen. Hilfreich sind hier zum Beispiel die Bücher , „“ u. a. aus dem Reise-Know-how-Verlag.
Trinkgelder
Im Taxi, in Restaurants oder Bars, in Hotels – für viele Dienstleistungen wird eine kleine Anerkennung erwartet. Sie bewegt sich meist bei um die 10 bis 15 %. In den USA dürfen Sie schon einmal 20 % und mehr geben. Denn dort sind diese Gelder notwendige Bestandteile des Verdienstes.
Wichtig ist: Ihr Trinkgeld sollte groß genug sein, um Ihre Anerkennung auszudrücken, aber nicht so großzügig, dass es als Prahlerei ausgelegt werden könnte. In vielen postkommunistischen Ländern, wie z.B. Tschechien, werden allzu üppige Trinkgelder häufig als Überheblichkeit westlicher Touristen ausgelegt und deshalb nicht gern gesehen.
Aber Achtung, das gibt es auch: In Japan sind in Hotels und Restaurants keine Trinkgelder üblich. Es würde an die Berufsehre der Mitarbeiter rühren. Auch in China und Südkorea hat Trinkgeld keine Tradition.
Für diesen Auftritt wurden Bilder des Fotografen Alex Bramwell aus der Bild-Datenbank verwendet.

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