Achtung Rufmord: So bremsen Sie Klatschmäuler und schützen sich und andere

 

Wussten Sie, dass in circa zwei Dritteln aller Gespräche Gerüchte verbreitet werden? – Klatsch und Tratsch haben anscheinend ihren Reiz, doch richten sie häufig Schaden an.Lesen Sie in diesem Beitrag aus , wie Sie sich in Gesprächen richtig verhalten und wie Sie sich wehren können, wenn Sie selbst zum Opfer von Gerüchten werden.

Kennen Sie solche Gespräche auch?

“Gestern komme ich ins Büro. Steht da der Chef und hat den Arm um die Müller gelegt!” “Ehrlich? Sag mal, die haben doch was miteinander, oder?” “Dabei hat der Frau und Kinder zuhause …”

“Hast du das blaue Auge von der Krüger gesehen? Sie sagt ja, sie hat sich gestoßen. Dabei hatten die da oben erst Samstag einen Riesenkrach. Das Gebrülle hab ich noch 3 Stockwerke drüber gehört…” “Du meinst, ihr Mann …?”

“Sag mal, der Huber soll schon wieder eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Ich frag mich, wie der das immer macht.” “Na ja, wie wohl? Der schleimt sich halt ein. Hast du nicht gesehen, wie er neulich …”

“Sagen Sie mal, haben Sie auch gehört, dass die unsere Prämien kürzen wollen?” “Also, das ist doch das Letzte! Immer auf uns, und die da oben verdienen sich eine goldene Nase!” “Angeblich sollen wir dann nur noch halb so viel wie jetzt bekommen …”

Zwei Drittel aller Gespräche sind Klatsch und Tratsch

“Wenn Sie das nächste Mal in einem Café oder einer Kneipe sitzen, belauschen Sie einmal für kurze Zeit Ihre Nachbarn. Ungefähr zwei Drittel der Unterhaltung drehen sich um zwischenmenschliche Belange: Wer was mit wem tut, und ob es gut oder schlecht ist; wer wichtig ist und wer nicht und warum …                                  Wir stehen vor einer seltsamen Tatsache. Unsere viel gerühmte Sprachfähigkeit dient offenbar hauptsächlich dazu, Informationen über Zwischenmenschliches auszutauschen; anscheinend sind wir versessen darauf, übereinander zu tratschen.” 

So schreibt der britische Anthropologe Robin Dunbar in seinem Buch.

Gewisser Klatsch und Tratsch, stellt Dunbar dabei im weiteren Verlauf seiner Arbeit fest, waren für die Entwicklung der Spezies Mensch überlebenswichtig. Sie erfüllten einen wichtigen Sinn, denn sie schweißten die Gruppe zusammen und machten sie dadurch stark im Kampf gegen ihre natürlichen Feinde.Obwohl die Herkunft des Wortes dies nahelegt, ist Klatsch dabei keine weibliche Domäne, sondern wird und wurde geschlechtsübergreifend praktiziert.

Klatsch und Unterhaltung

Auch wenn der Klatsch heute meistens keine lebenserhaltende Bedeutung hat, ist er bei vielen Menschen sehr beliebt: Eine Plauderei über die Neuigkeiten der Regenbogenpresse, über Skandale, Trennungen etc. sorgt in der Monotonie des Alltags für Abwechslung und Unterhaltung.

  • Man kann sich damit wichtig und interessant machen.
  • Sich aufwerten, indem man andere abwertet.
  • Sich selbst definieren, indem man sich mit anderen vergleicht.
  • Von den eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten ablenken.

Ist es also in Ordnung, zu klatschen, zu tratschen und Gerüchte in die Welt zu setzen? Nein!

Warum Sie sich an Klatsch-Gesprächen nicht beteiligen sollten

Mit Klatsch und Tratsch können Sie anderen Menschen schaden. In einer Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön sollten 100 Probanden untereinander Geld verteilen. Dabei hatten sie zunächst ausführlich Gelegenheit, sich persönlich ein Bild davon zu machen, wie großzügig oder geizig ihre Mitspieler waren. Anschließend wurden über einige der Teilnehmer falsche Gerüchte gestreut.

  1. Obwohl die Probanden mit den Betroffenen selbst andere Erfahrungen gemacht hatten, glaubten sie dem Gerede mehr. Wer als Geizhals verleumdet wurde, fand kaum noch Mitspieler, auch wenn er sich zuvor bereits als großzügig gezeigt hatte.
  2. Alex Mesoudi von der Universität St. Andrews in Schottland ließ Anfang 2006 10 Freiwillige 4 kurze Texte lesen und anschließend aufschreiben, woran sie sich erinnerten. Dann erhielten weitere Probanden diese Zusammenfassungen, um anschließend ihrerseits festzuhalten, was sie behalten hatten. Nach 4 Durchläufen verglich der Forscher das Ergebnis mit dem Ursprungstext. Dabei fand er heraus, dass den Teilnehmern vor allem jene Passagen im Gedächtnis haften geblieben waren, die neben Fakten auch pikante Details enthielten.Angesichts dieser negativen Folgen für das Opfer zeugt es deshalb von Charakter und Stil, selbst auf Klatsch und Tratsch zu verzichten. Zumindest auf solchen, mit dem man anderen schaden könnte.

Das „gute Gefühl“, das manche Menschen beim Tratschen empfinden, geht häufig auf Kosten Dritter. Man kann damit dem Ansehen der Person, über die man redet, erheblich schaden. Im Extremfall kann das Gerede sogar zu Rufmord führen. Es kann Karrieren beenden und Menschen zerstören.

Das Fatale daran ist: Gerüchten wird häufig mehr Glauben geschenkt als Fakten! Und: Sie bleiben auch noch länger im Gedächtnis haften!

Auch die eigene Vertrauenswürdigkeit leidet

Doch auch aus einem weiteren Grund ist es ratsam, sich an Klatsch und Tratsch nur mit Vorsicht zu beteiligen: Was, wenn sich das, was Sie erzählen, im Nachhinein als falsch erweist? – Dann nämlich stehen Sie als Lügner da. Und: Wer über andere redet und Dinge ausplaudert, die vertraulich sind, erweckt nicht gerade den Eindruck von Diskretion und Vertrauenswürdigkeit! Vor allem im Beruf kann es zum Stolperstein werden, denn in bestimmten Positionen ist Verschwiegenheit nun einmal ein Muss. Auch privat umgibt man sich wohl lieber mit Menschen, denen man vertrauen kann.

Wie Sie sich in Klatsch-Gesprächen richtig verhalten

 

Nicht jeder “Klatsch” ist schlecht

Es gibt durchaus auch harmlose Formen des Gesprächs über andere oder über Dinge, die man nicht mit Sicherheit weiß. Stellen Sie sich vor, alle würden nur noch über Fakten und nie über Dritte sprechen. – Wahrscheinlich wäre es dann sehr still um uns! Immerhin würden damit, denken Sie nur an die Studien von Robin Dunbar, zwei Drittel des Gesprächsstoffes auf einen Schlag entfallen. Und wirkt man nicht auch gleichgültig, kalt und langweilig, wenn man “Menschliches” ganz außen vor lässt? Deshalb: Unterscheiden Sie zwischen harmlosem, dem menschlichen Miteinander eher förderlichen “Ratschen” und den üblen Formen des Klatsches, die anderen wirklich schaden können.

  Harmloses Ratschen: Sie erzählen Ihrer Kollegin beim Kopierer, dass eine andere Kollegin gestern entbunden hat.
  Lästern: Herr Gruber lässt sich über das unmögliche Outfit eines Kollegen aus.
  Verleumden: Bürgermeisterkandidat A setzt absichtlich ein Gerücht über Kandidat B in die Welt, um die Wahl zu gewinnen.

Die Grenze zwischen “gut und böse” ist dabei gar nicht so schwer zu ziehen: Bedenklich wird es in der Regel immer da, wo es um Dinge geht, die man der betreffenden Person nicht so ohne Weiteres ins Gesicht sagen würde. Dabei kann es natürlich auch sein, dass ein kritisches Niveau erst im Verlauf eines anfänglich noch harmlosen Gesprächs erreicht wird. So gibt es keine Garantie, dass die harmlose Bemerkung über die Entbindung der Kollegin nicht letztlich in einer Diskussion über den ungeklärten Kindsvater endet. Wichtig ist, dass Sie wachsam bleiben und sich im Zweifelsfall rechtzeitig zurückziehen.

 

Sprechen Sie von Abwesenden niemals negativ

Wenn Sie über Dritte sprechen, dann bitte entweder ohne jede Wertung oder aber positiv.

Tipp: Loben und bewundern Sie, anstatt zu lästern! Das lässt nicht nur den, von dem Sie sprechen, sondern auch Sie selber glänzen, denn – so sagt eine asiatische Redensart: “Ein wenig Duft bleibt immer an den Händen derer haften, die Rosen schenken.” In der anderen Richtung gilt das übrigens genauso. Wenn Sie schlecht über andere sprechen, bleibt bei Ihrem Gesprächspartner oft ein ungutes Gefühl zurück: „Ob der oder die morgen vielleicht über mich genauso herzieht?“

 

Wenn Sie Dampf ablassen müssen

Manchmal ist es für das eigene seelische Gleichgewicht wichtig, sich seinen Frust einmal richtig von der Seele zu reden. Dazu gehört auch, über den Verursacher des Ärgers zu schimpfen, über ihn herzuziehen und zu lästern. Sollten auch Sie einmal wirklich Dampf ablassen müssen, tun Sie es. Aber suchen Sie sich dafür den richtigen Gesprächspartner: Einen Menschen, der sich Ihren Ärger anhört (denn das ist es, was Ihnen in dieser Situation guttut), für den das Gerücht oder der Tratsch jedoch bedeutungslos ist. Am besten jemanden, der selbst in keiner näheren Beziehung zum Anlass Ihres Ärgers steht. Wenn Sie sich z. B. über einen Kollegen geärgert haben, lassen Sie sich nicht ausgerechnet im Kollegenkreis darüber aus. „Schimpfen“ Sie lieber bei Ihrem Partner, Ihrer Partnerin oder bei Freunden, die in einer anderen Firma arbeiten.

Behalten Sie Ihnen anvertraute Dinge grundsätzlich für sich

Jeder von uns weiß, dass man es so halten sollte. Aber fast jeder verstößt wohl auch mitunter gegen diese Regel. Versuchen Sie, diesen Grundsatz in Zukunft noch konsequenter zu verfolgen! Lassen Sie sich nicht aushorchen. “Sag mal, du kennst Tim doch näher. Wohnt der eigentlich mit jemand zusammen?” – Sie wissen, das tut er, und zwar nicht mit einer Frau, sondern mit seinem Freund. Er ist nämlich homosexuell. Behalten Sie Ihr Wissen für sich! Zumindest wenn Sie nicht wissen, wie Tim mit dem Thema umgeht und Ihnen weiterhin an einem guten Verhältnis zu ihm gelegen ist. Denn mit ein paar unbedachten Worten können Sie ihm wirklich schaden. Viele Menschen haben auch heute noch Vorurteile und Vorbehalte gegenüber Homosexuellen. Ersparen Sie Tim schiefe Blicke und unnötiges Gerede und überlassen Sie es ihm selbst, wem und wie er sein Privatleben offenlegt.

Experten-Tipp: So weisen Sie neugierige Zeitgenossen dezent in ihre Schranken

Ihnen fällt es in solchen Situationen schwer, die Antwort zu verweigern? Nicht, weil Sie nicht wüssten, dass Sie lieber schweigen sollten, sondern weil es Ihnen unangenehm ist, den Fragesteller abzuweisen? – Damit sind Sie nicht allein. Schließlich wurden wir erzogen, auf Fragen wahrheitsgemäß zu antworten. Diese Techniken helfen Ihnen, neugierigen Fragen über andere auszuweichen:

1. Direkt, aber höflich: “Am besten fragen Sie ihn das selber.”

2. Oberflächlich: “Das ist möglich.”

3. Gegenfrage: “Warum interessiert Sie das?” Mit der Gegenfrage lenken Sie das Gespräch auf den Fragesteller. Jetzt ist er es, der Rede und Antwort stehen muss. Oder dann doch lieber das Thema wechselt. Wichtig ist, dass Sie die Frage auch im weiteren Gespräch nicht beantworten, sondern entweder die Antwort zum Themenwechsel nutzen oder so lange weiterfragen, bis der Fragesteller aufgibt.

Gießen Sie kein Öl ins Feuer

Klatsch und Tratsch leben vom gegenseitigen Austausch. Jeder beteiligt sich bis die Gerüchteküche so richtig brodelt. Unterbrechen Sie, indem Sie in solchen Gesprächen nicht selbst Partei ergreifen oder die angeblich schlechten Angewohnheiten anderer kommentieren. Selbst wenn Sie das Tratschopfer eigentlich nur verteidigen wollen, treiben Sie das Gerede mit Ihrer Stellungnahme in der Regel eher an, als es zu stoppen. Versuchen Sie lieber, das Thema zu wechseln!

Greifen Sie am besten ein beliebiges Wort aus dem Gesagten auf und stellen Sie es in einen anderen Zusammenhang. So gehen Sie auf Ihren Gesprächspartner ein, ohne ihm den Gefallen zu tun, mitzutratschen. In den eingangs geschilderten Situationen könnten Sie beispielsweise wie folgt reagieren:

“Tratschansatz”: “Gestern komme ich ins Büro. Steht da  der Chef und hat den Arm um die Müller gelegt”

Ihre Reaktion: “Apropos Chef, wann findet unsere Team-Besprechung genau statt? War das um 14:00 oder um 15:00 Uhr?”

“Tratschansatz”: “Hast du das blaue Auge von der Krüger gesehen? Sie sagt ja, sie hat sich gestoßen. Dabei hatten die da oben erst Samstag einen Riesenkrach. Das Gebrülle hab ich noch drei Stockwerke darüber gehört …”

Ihre Reaktion: “Samstag? Da waren wir mit der ganzen Familie im Tiergarten und haben uns den kleinen Eisbären angesehen. Der ist vielleicht süß!”

“Tratschansatz”: “Sag mal, der Huber soll schon wieder eine Gehaltserhöhung bekommen haben. Ich frag mich, wie der das immer macht.”

Ihre Reaktion: “Apropos Gehalt. Diesen Monat gibt es ja Urlaubsgeld! Wohin fahrt ihr denn dieses Jahr?”

“Tratschansatz”: “Sagen Sie mal, haben Sie auch gehört, dass die unsere Prämien kürzen wollen?”

Ihre Reaktion: “Ja, ja. Da kursieren die wildesten Gerüchte. Wie weit sind Sie eigentlich inzwischen mit Ihrem neuen Projekt vorangekommen?”

Je interessanter dabei der Köder ist, den Sie auswerfen, desto größer die Chancen, dass sich Ihr Gesprächspartner auf den Themenwechsel einlässt. Es kann auch sein, dass Ihr Gegenüber sich einen anderen Gesprächspartner sucht, der offene Ohren für seine Gerüchte hat. Doch dann haben Sie zumindest Ihre Ruhe!

Notfalls: Ausklinken und sich verabschieden

Wollen Ihre Gesprächspartner trotz aller Ablenkungsversuche weiterlästern und weiterspekulieren, ist es in der Regel besser, Sie klinken sich aus dem Gespräch aus:

  •  “Huch, die Pause ist ja schon wieder um! Sie entschuldigen mich?”
  •  “Ah, da hinten steht ja Renata! Der muss ich noch schnell etwas ausrichten. Bis später!”
  •  “Klatsch gibt es jeden Tag, aber hört keiner zu, so hört er auf.” (Aus China)

Lassen Sie sich von Spekulationen nicht verrückt machen

Erinnern Sie sich an das Eingangsbeispiel „Prämienkürzung“? – Statt solchen Dingen vorschnell Glauben zu schenken, sich aufzuregen oder selbst mit zu spekulieren, ist es besser, einen kühlen Kopf zu bewahren und die anderen zur Ruhe zu mahnen. Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird! Also drosseln Sie die Emotionen. Nur wer ruhig ist, kann vernünftig handeln:

  • Hinterfragen Sie erst einmal, woher die Informationen kommen.
  • Haken Sie genauer nach. Aus den Antworten können Sie meist ablesen, wie fundiert das Wissen des Informanten ist.
  • Bevor Sie sich selbst dazu äußern, informieren Sie sich am besten an kompetenter Stelle (z. B. beim Vorgesetzten oder beim Betriebsrat), was wirklich an der Sache dran ist.

Das ist besser, als sich durch unnütze Aufregung lächerlich zu machen, etwa weil eine Prämienkürzung überhaupt nie geplant war.

Unterbrechen Sie die Flüsterkette

“Das Gerücht ist wie Falschgeld: Rechtschaffene Menschen würden es niemals herstellen, aber sie geben es bedenkenlos weiter.”

Claire Boothe Luce (1903–1887), amerikanische Journalistin und Diplomatin

Tragen Sie das, was Ihnen an Klatsch, Tratsch und Gerüchten – und sei es nur zufällig – zu Ohren kommt, nicht weiter. Denn davon lebt das Gerücht. Und mit jedem Weitererzählen wird es größer und bunter. “Reden ist Silber Schweigen ist Gold” weiß der Volksmund. Denken Sie sich Ihren Teil und behalten Sie das Gehörte für sich. So leisten Sie Ihren Beitrag dazu, dass Klatsch, Tratsch und Gerüchte nicht ausarten.

So wehren Sie sich, wenn Sie selbst zum Opfer werden

Sich anderen gegenüber richtig zu verhalten, ist die eine Sache. Sich selbst gegen Klatsch und Tratsch zu wehren, die andere. Das können Sie tun, wenn Sie selbst zum Opfer werden.

Analysieren Sie die Folgen

Nicht immer lohnt es sich, sich aufzuregen. Manchmal ist es besser, die Leute einfach reden zu lassen. Da sich ständig neue Klatschgeschichten auftun, wird der Tratsch von gestern schnell uninteressant. Bevor Sie Gegenmaßnahmen ergreifen, überlegen Sie mit kühlem Kopf:

  • Kann Ihnen das, was andere über Sie gesagt haben, wirklich schaden?
  • Beeinträchtigt es Ihren Ruf?
  • Führt es dazu, dass andere sich von Ihnen distanzieren oder sich gegen Sie wenden?

Dann müssen Sie sich wehren! Ansonsten sehen Sie es doch einfach wie Oscar Wilde:

“Nur eines ist schlimmer als Klatsch, wenn gar nicht über einen geredet wird.”

Stellen Sie den Urheber zur Rede

Wenn Sie sich wehren müssen, sollte Ihr erster Schritt darin bestehen, den Urheber des Gerüchts zur Rede zu stellen. Da zwar (fast) jeder gerne tratscht, aber auch bei (fast) jedem ein “Unrechtsbewusstsein” vorhanden ist, führt dies in den meisten Fällen dazu, dass dieser sein Lästermaul hält und sich das Gerücht zumindest nicht noch weiter verbreitet. Allerdings ist es leider nicht immer möglich, den Urheber überhaupt ausfindig zu machen. Gerade bei böswillig in die Welt gesetzten Gerüchten versucht der Gerüchte Streuer nämlich in aller Regel, seine Spuren zu verwischen. Dann gehen Sie gleich zu Schritt 2 über:

Stellen Sie die Tatsachen richtig

Und zwar möglichst, indem Sie beiläufig erzählen, wie es wirklich war, ohne das Gerücht selbst anzusprechen. Denn ein offizielles Dementi wird erfahrungsgemäß eher als Bestätigung eines Gerüchts denn als Widerlegung empfunden. Wenn Ihnen zum Beispiel bewusst wird, dass Ihre Nachbarn über Ihren Männerbesuch tratschen, und Sie das stört, wäre es unklug, dieses Gerücht offen  anzusprechen, um sich anschließend aus Sicht Ihrer Nachbarn damit zu “rechtfertigen”, dass das ganze Gerede “erstunken und erlogen” ist.

So klingt Ihre Version glaubhaft

Tun Sie lieber so, als ob Sie vom Gerücht selbst überhaupt nichts wüssten, und erzählen Sie beiläufig, wie es wirklich war: Dass Sie z. B. in der letzten Woche Ihr Bruder besucht hat, der eigens aus Hamburg angereist ist, um ein Konzert seiner Lieblingsgruppe zu besuchen. Oder dass Sie seit Neuestem Unterricht in Business-Englisch erteilen und einer Ihrer Schüler, Herr Gruber nämlich, schon in 3 Wochen die Firmenniederlassung in New York übernehmen soll. Je mehr nebensächliche Details Sie dabei erzählen, desto eher wird man Ihnen Glauben schenken. Denn warum sollten Sie sich so etwas ausdenken, wenn Sie ja nicht einmal wissen, dass man bereits über Sie redet.

Experten-Tipp: Beugen Sie Gerüchten durch gezielte Information vor

Vielen Gerüchten können Sie durch gezielte Information den Nährboden entziehen. Denn sobald ein Thema offen angesprochen wird, verliert es für die meisten Menschen an Reiz. Schließlich kann man sich schlecht mit etwas wichtig machen, was ohnehin jeder weiß und wissen darf. Durch das, was Sie preisgeben, bestimmen Sie selbst die “Denkrichtung”, anstatt dies anderen zu überlassen.

Ziehen Sie das Gerücht ins Lächerliche

Wenn Sie keine Lust haben, ein Gerücht richtigzustellen oder es Ihnen einfach widerstrebt, sich für etwas rechtfertigen zu müssen, das jeder Grundlage entbehrt, versuchen Sie es doch einmal damit: Ziehen Sie das Gerücht ins Lächerliche! Kommentieren Sie es humorvoll oder übertreiben Sie es bewusst so, dass es selbst für das größte Tratschmaul schon wieder unglaubwürdig klingt:

  • “Ich weiß. Die Männer gehen bei mir ein und aus. Dabei hat Frau Müller nicht einmal alle gesehen. In Wirklichkeit sind es Dutzende.” – Gesprächspause – “Scherz beiseite …”
  •  “Man sagt mir ein Verhältnis mit meiner Sekretärin nach. Ich sehe das mal als Kompliment.”

Diese Methode wirkt sehr souverän. Denn häufig wird den anderen erst durch die Übertreibung bewusst, wie abwegig das Gerede über Sie im Grunde genommen war. Außerdem haben Sie damit die Lacher auf Ihrer Seite und der Urheber des Gerüchts das Nachsehen: Jetzt ist er es, der dumm dasteht, nicht Sie!

Schluss mit lustig: Wann Sie härtere Maßnahmen ergreifen müssen

Erinnern Sie sich noch daran, als Altbundeskanzler Schröder gegen eine Nachrichtenagentur vor Gericht zog, die behauptet hatte, sein Haar sei gefärbt? – Er bekam damals Recht, aber ein bisschen lächerlich war es schon. In den meisten Fällen kommen Sie mit den bereits genannten Methoden aus, um Klatsch und Tratsch Einhalt zu gebieten, und müssen solche Geschütze nicht auffahren. Trotzdem gibt es natürlich Situationen, in denen Sie härter vorgehen müssen, um sich zu schützen. Dann nämlich, wenn andere Ihnen durch ihr Gerede bewusst Schaden zufügen wollen und dabei auch vor Lügen und übelster Nachrede nicht zurückschrecken. Im Arbeitsleben etwa ist es leider gar nicht so selten, dass Mitarbeiter auf diese Weise gemobbt werden. Oder denken Sie an den Bürgermeisterkandidaten, der nur durch ein bewusst in die Welt gesetztes falsches Gerücht die Wahl verliert. Hier kann es dann tatsächlich richtig und notwendig sein, auch rechtliche Schritte zu unternehmen. Die Regel ist dies sicher nicht.

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