Stilsicher durchs Veranstaltungs-Jahr: Die wichtigsten Etiketteregeln auf einen Blick

Sie sind zu einer offiziellen Veranstaltung eingeladen, haben aber nur wenig Zeit, sich darauf vorzubereiten? Dieser Beitrag bringt von A wie Anreden bis V wie Visitenkarten die wichtigsten Etiketteregeln auf den Punkt und liefert Ihnen präzise Checklisten, mit denen Sie Ihren Auftritt schnell und sicher optimieren. Und er gibt Ihnen in wenigen Minuten Sicherheit: Wissen Sie noch die wichtigsten Regeln?
1. Auf die richtige Anrede kommt es an

Der eigene Name ist für viele die liebste Vokabel. Damit die Anrede gleich stilvoll gelingt, sollten Sie besonders darauf achten, sich Namen richtig zu merken und Titel korrekt zu verwenden.

Sprechen Sie Ihr Gegenüber mit seinem Namen an

Für jeden Menschen ist sein Name ein sehr wichtiges Wort. Wenn Sie den Namen eines Gesprächspartners kennen, sollten Sie ihn daher auch mit diesem ansprechen. Und genauso wichtig: Sie sollten ihn richtig aussprechen. Fragen Sie gegebenenfalls lieber noch einmal nach, und lassen Sie sich schwierige Namen buchstabieren, bevor Sie beispielsweise aus Frau Sovietcky eine Frau Sofetzig machen.

Höfliche Gesprächspartner werden Sie nicht korrigieren, aber sie werden trotzdem unter der Verunstaltung ihres Namens leiden. Und: Auch wenn Sie Doppelnamen umständlich oder zu feministisch finden: Verwenden Sie sie vollständig.

Titel nicht vergessen

Eines vorweg: Akademische Grade wie „Doktor“ und „Professor“ sind keine Namensbestandteile. Niemand hat einen Anspruch darauf, als „Herr Dr. Kluge“ angesprochen zu werden. Allerdings gehört die Anrede mit Titeln in Deutschland zum guten Ton. Lassen Sie den „Doktor“ oder „Professor“ nur dann weg, wenn Ihr Gegenüber Sie dazu auffordert oder andere Vereinbarungen gelten (zum Beispiel Ärzte unter sich).

Adelsbezeichnungen gelten seit der Weimarer Verfassung von 1919 lediglich als Namensbestandteile und dürfen nicht mehr verliehen werden. Das „von“ oder der „Graf“ gehören also ganz selbstverständlich zum Familiennamen.

Tipp: Nutzen Sie unsere um Ihre Gesprächspartner immer richtig anzureden.

2. Grüßen, Begrüßen & Vorstellen

Grüßen und Begrüßen sind besonders glatte Stellen auf dem gesellschaftlichen Parkett. Generell gilt: Der Rangniedere grüßt den Ranghöheren (zum Beispiel mit einem lockeren „Hallo“ oder einem förmlicheren „Guten Tag/Guten Abend“). Der Ranghöhere begrüßt den Rangniederen, indem er ihm die Hand reicht.

Sie sind Gast

Als Gast grüßen Sie zuallererst den Gastgeber. Damit dies möglich ist, hält er sich normalerweise im Eingangsbereich auf, um seine Gäste willkommen zu heißen. Gehen Sie auf ihn zu, aber überlassen Sie es ihm, Ihnen zuerst die Hand zu reichen, das ist das Gastgeberrecht: Unabhängig von Rang und Status begrüßt der Gastgeber immer seine Gäste.

Bei privaten Anlässen

Bei einer privaten Feierlichkeit spielen Alter und Geschlecht bei der Begrüßung eine Rolle: Als Dame oder deutlich ältere Person entscheiden Sie, ob eine Berührung (der Handschlag) zustande kommt oder nicht. Als Herr oder jüngerer Mensch sollten Sie abwarten, ob die Dame / die deutlich ältere Person Ihnen die Hand reicht oder nicht.

Bei beruflichen und offiziellen Anlässen

Im Beruflichen zählt zuerst die Hierarchie, die die korrekte Reihenfolge vorgibt: Begrüßen Sie zuerst den Chef, dann die Sekretärin, den Minister vor seiner Frau, die Bundeskanzlerin vor ihrem Mann. Nur auf einer Hierarchie-Ebene (z. B. drei Sachbearbeiter, eine Sachbearbeiterin) geben Sie der Dame oder der deutlich älteren Person den Vorrang. Falls Sie sitzen, sollten Sie (auch als Frau) zur Begrüßung aufstehen.

3. Ein Gastgeschenk symbolisiert Ihre Wertschätzung

Müssen Sie überhaupt ein Gastgeschenk mitbringen? Werden Sie nach Hause eingeladen, gehört es nach wie vor zum guten Ton, nicht mit leeren Händen zu kommen. Der Charakter der Einladung entscheidet: Bei größeren anonymen Veranstaltungen (z. B. Empfänge, Vernissagen) wird kein Gastgeschenk erwartet, bei kleinen persönlichen Einladungen hingegen ist diese nette Geste in der Regel gern gesehen.

Ein Mitbringsel sollte Freude und keine Mühe bereiten

Ihr Geschenk sollte nicht zu groß und nicht zu kompliziert sein. Bringt jeder Gast Blumen mit, fehlen dem Gastgeber womöglich Vasen, um die Sträuße mit Wasser zu versorgen. Sind Sie außer Haus (zum Beispiel in ein Restaurant) eingeladen, sollte der Beschenkte die Gabe mühelos verstauen und mit nach Hause nehmen können.

Tipp: Lassen Sie die Blumen vor oder nach der Einladung per Boten schicken, oder schenken Sie einen Gutschein für einen Blumenstrauß nach Wahl. Der bereitet Freude, wenn alle anderen Sträuße längst verwelkt sind.

Legen Sie sich für eilige Fälle einen kleinen Vorrat an

Werden Sie häufiger eingeladen, sollten Sie sich zu Hause einen kleinen Vorrat an praktischen Mitbringseln anlegen. Halten Sie die Augen offen, wenn Sie am Porzellangeschäft, am Buchladen oder am Flohmarktstand vorbeischlendern. Hier finden Sie besondere „Schätzchen“, mit denen Sie anderen eine Freude machen können. Es muss ja nicht immer Wein oder Schokolade sein.

Tipp: Speichern Sie in Ihrem Computer einen Gutschein (zum Beispiel für einen Kino- oder Theaterbesuch, ein Abendessen), den Sie schnell aktualisieren und verschenken können.

4. Mit Small Talk Interesse bekunden

Sie haben Ihr Gegenüber in der richtigen Reihenfolge und mit seinem vollständigen Namen begrüßt bzw. sich selbst vorgestellt. Jetzt ist es Zeit für etwas Small Talk.

Die Bedeutung des Small Talks wird häufig unterschätzt. Aber: Das „kleine Gespräch“ ist keineswegs belangloses Geschwätz, mit dem man nur Zeit verschwendet. In Wirklichkeit geht es beim Small Talk darum, jemanden unverbindlich kennen zu lernen, sich ein Bild von ihm zu machen und eine gemeinsame Kommunikations- und Vertrauensbasis herzustellen.

Das Gespräch am Laufen halten

Der Ausdruck „kleines Gespräch“ (Small Talk) bedeutet nicht, dass Sie wenig sagen sollen. Er drückt nur aus, dass es bei dem, was Sie sagen, nicht um wichtige oder problematische Dinge gehen sollte.

Am besten plätschert der Small Talk, wenn Sie weder zu einsilbig noch zu gesprächig sind. Mit reinen Ja/Nein-Antworten machen Sie es Ihrem Gesprächspartner ziemlich schwer, mit Ihnen zu plaudern. Längere Monologe sollten Sie aber ebenfalls vermeiden, selbst wenn es um ein Thema geht, das Sie sehr interessiert oder bei dem Sie Experte sind.

Unverbindlich bleiben

Eine gewisse Unverbindlichkeit gehört zum Wesen des Small Talks. Sie sollten sich also nicht zu sehr auf einen Gesprächspartner fixieren, sondern auch Hinzukommen-den die Gelegenheit geben, ins Gespräch einzutreten. Umgekehrt ist es keineswegs unhöflich, wenn Sie selbst nach ein paar Minuten den Gesprächspartner wechseln: „Ah, da ist ja Herr Müller, ihn möchte ich gleich begrüßen. Ihnen wünsche ich noch einen angenehmen Abend.“

Tipp: Einen empfehlenswerten E-Mail-Newsletter mit Anregungen für Small Talk-Themen finden Sie unter .

5. Dresscode für die Dame

Frauen haben grundsätzlich mehr modischen Spielraum als Männer. Bei privaten Anlässen wie Bällen und Empfängen dürfen Sie als Frau ruhig etwas Bein oder Dekolletee zeigen und modische, kräftige Farben tragen.

Das gilt allerdings nicht für Veranstaltungen im beruflichen Umfeld: Sobald Sie Ihr Unternehmen vertreten, sollten Sie es so gut wie möglich repräsentieren. Kommt es auf Seriosität und Vertrauenswürdigkeit oder auf Innovation und Kreativität an? Eine gute Wahl ist fast immer ein Hosenanzug oder ein Kostüm.

Senden Sie keine erotischen Signale

Bei beruflichen Anlässen sollten Sie – genau wie Männer – möglichst wenig nackte Haut zeigen und alles meiden, was verspielt oder freizeitorientiert wirkt. Tabu sind damit

  • Spaghettiträger, Miniröcke, tief ausgeschnittene Hüfthosen und bauchfreie Tops;
  • lange wallende Haarmähnen (besser: hochstecken), lange rote Fingernägel;
  • Rüschen, Fransen und hohe Schlitze;
  • Tiger- und Schlangenmuster;
  • zehenfreie Schuhe;
  • sichtbare Tätowierungen.

Natürlich ist vieles eine Frage der Kombination: Eine Dunkelhaarige mit strengem Kurzhaarschnitt und Brille kann durchaus auch im rosa Kostüm sehr kompetent und repräsentativ wirken. An einer Blondine mit langen Locken wäre das schnell zu mädchenhaft und verspielt.

Falls Sie unter dem Blazer ein ärmelfreies Oberteil tragen, sollten Sie diesen unbedingt anbehalten.

6. Dresscode für den Herrn

Generell gilt: Sie sollten sich mit der Wahl Ihrer Kleidung immer nach Ihrem Gesprächspartner und dem Anlass richten. Zur zwanglosen Kaffee-Einladung im schwarzen Anzug zu erscheinen ist ebenso unpassend wie die sportliche Jeans zum Stehempfang. Und: Je offizieller der Rahmen der Veranstaltung, desto seriöser und zurückhaltender sollten Sie sich kleiden.

Farben und ihre Wirkung

Die klassischen Farben für berufliche und andere offizielle Anlässe sind Grau, Blau und Schwarz, in konservativen Branchen ist Braun nicht akzeptiert. Dabei sollten Sie bedenken, dass Farben auch Botschaften vermitteln:

  • Grau: seriös, zurückhaltend
  • Blau: korrekt, Vertrauen erweckend, wenig kreativ
  • Schwarz: würdevoll, unnahbar
  • Braun: ungekünstelt, freundlich

Kräftige, modische Farben sollten Sie den Kombiteilen (zum Beispiel der Krawatte) vorbehalten.

So treten Sie gepflegt auf

Auch wenn es banal klingt: Wichtig ist, dass Ihre Kleidung durch gute Pflege auffällt. Scharfe Bügelfalten in der (nicht ausgebeulten) Anzughose, keine Fusseln auf dem Sakko, geputzte und gepflegte Schuhe (regelmäßig zum Schuster bringen).

Was Sie anhaben, sollte zum Anlass passen und aufeinander abgestimmt sein: Schuhe mit dicken Profilsohlen ruinieren den guten Eindruck, den Ihr Anzug macht; der praktische Lederrucksack entwertet das Kostüm.

7. Die wichtigsten Tischsitten

Zu vielen gesellschaftlichen und offiziellen Anlässen gehört das gemeinsame Essen, weil es verbindet und ein gutes zwischenmenschliches Klima schafft. Zu leger sollte es dabei aber nicht zugehen …

Besondere Speisen und wie Sie sie korrekt essen

  • Belegte Brötchen dürfen Sie mit der Hand essen.
  • Brot und Butter: Sie nehmen ein Stück aus dem Brotkorb und legen es auf den Brotteller, daneben ein Stück Butter. Zum Essen brechen Sie nach und nach kleine Stücke ab, die Sie mit Butter bestreichen.
  • Fisch essen Sie (falls vorhanden) mit dem Fischbesteck. Nur Rollmops, Räucherfisch und roher Fisch werden mit Messer und Gabel gegessen.
  • Kaviar nehmen Sie mit einem Perlmuttlöffelchen und legen ihn auf ein Stück mundgerechtes Baguette oder Toast.
  • Muscheln: Aus der ersten lösen Sie das Fleisch mit der Gabel ab. Dann nehmen Sie die leere zusammenhängende Schale wie eine Zange und essen damit die übrigen Muscheln.
  • Spargel darf heute geschnitten werden, Kartoffeln, Gemüse und Salat übrigens auch.

Rauchen

Rauchen dürfen Sie – und nur, wenn nichts dagegen spricht – grundsätzlich erst nach dem Essen, wenn alle fertig sind. Orientieren Sie sich an den Anwesenden, entschuldigen Sie sich ggf. kurz nach draußen. Im Raum: Fragen Sie ggf. auch am Nachbartisch um Erlaubnis und achten Sie darauf, dass der Qualm niemandem ins Gesicht weht.

8. Visitenkarten sorgfältig betrachten

Auf Ihrer Visitenkarte sollten in ansprechender und übersichtlicher Form die Angaben stehen, die ein Gesprächs-bzw. Geschäftspartner von Ihnen benötigt, also neben Ihrem vollen Namen, Titeln und Kontaktdaten ggf. auch Ihr Beruf bzw. die Funktion / Position, die Sie in Ihrem Unternehmen innehaben.

  • Sie überreichen Ihre Visitenkarte, nachdem Sie sich selbst vorgestellt haben, und zwar mit einer Bemerkung wie: „Darf ich Ihnen meine Karte geben?“ Üblicherweise wird Ihr Gesprächspartner dann seinerseits eine Karte zücken.
  • Achten Sie beim Überreichen darauf, dass die Schrift zum Empfänger zeigt.
  • Wenn Sie eine Visitenkarte bekommen: Nehmen Sie die Karte an wie ein kleines Geschenk, bedanken Sie sich und lesen Sie die Angaben zur Person, bevor Sie sie wegstecken.
  • Zum guten Ton gehört es, sich ohne Titel vorzustellen.
  • Prüfen Sie: Ist Ihr Gegenüber zufällig Graf oder Doktor? Wenn ja, sprechen Sie ihn ab sofort mit diesem Titel an.
  • Sie können sich im Anschluss an das Gespräch ruhig Notizen auf der Rückseite der Karte machen (z. B. bei welchem Anlass sie Ihnen überreicht wurde). Achten Sie aber darauf, dass der Gebende das nicht sieht und als Missachtung versteht.

Visitenkartensprache

Bekommen Sie eine Karte mit dem Kürzel „p. r.“ überreicht? Das bedeutet „pour remercier“, zum Dank.

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