Pannen & Peinlichkeiten: So schützen Sie sich in heiklen Situationen vor Blamage

Ob Ihr Deo versagt, ein Glas Wein umfällt, Sie einen Namen vergessen haben oder ob Ihr Körper unerwünschte Laute von sich gibt: In diesem Beitrag aus dem lesen Sie, wie Sie peinliche Situationen retten. Sie erfahren außerdem, wie Sie einen Fauxpas mit guter Vorbereitung vermeiden können.

Ist Ihnen etwas peinlich? Herzlichen Glückwunsch!

Seit ein paar Wochen läuft jetzt wieder die neue Big-Brother-Staffel. Dass diese Show blamabel ist, steht außer Frage. Dass sie allerdings fortgesetzt wird, ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, denen gar nichts mehr peinlich ist. Doch das ist im Zweifel nicht das, was erstrebenswert wäre, oder?
Sehen Sie es positiv, wenn Sie in bestimmten Situationen noch so etwas wie Scham oder Peinlichkeit empfinden können! Diese Gefühle zeigen Ihnen, dass Sie weder durch die Werbung noch durch die Medien komplett abgestumpft sind.

  • „Fettnäpfchen“: 248.000 Fundstellen bei Google

Das Wort „Fettnäpfchen“ ergibt – als Suchbegriff bei der Suchmaschine „Google“ eingegeben – 248.000 Treffer. Zum Vergleich: Für den Begriff „Tischsitten“ gibt es nur 40.700 und für den Begriff „Bekleidungsvermerk“ sogar nur 599 Fundstellen.
Die zahlreichen Fundstellen zum Thema „Fettnäpfchen“ lassen hoffen. Sie sind ein Indiz dafür, dass sich ein Großteil der Menschen sehr wohl damit beschäftigt, wie man Peinlichkeiten vermeidet. Sie befinden sich also in guter Gesellschaft, wenn Ihnen hin und wieder einmal etwas unangenehm oder peinlich ist.
Peinlichkeiten passieren

  • manchmal aus Unwissenheit,
  • manchmal aus fehlender Aufmerksamkeit und
  • manchmal auch aufgrund mangelnden Feingefühls.

Woher kommt der berühmte Tritt ins Fettnäpfchen?

Dazu gibt es gleich 2 Theorien:

1. Stiefelfett

Früher stand in Bauernhäusern in der Nähe des Ofens ein Topf mit Stiefelfett. Besucher und Gäste konnten damit ihre Stiefel einreiben, wenn diese nass geworden waren. Trat jemand versehentlich mit dem Fuß gegen den Topf, sodass das Fett herauslief, war die Hausfrau verärgert. Sie musste anschließend die Flecken auf den Dielen entfernen.

2. Wurstfett

Das Schlachten des Viehs war in Bauernhäusern früher ein großes Fest, die Vorräte mussten lange halten. Würste und Schinken wurden in der Nähe der Feuerstelle unter die Decke gehängt, damit sie trocknen konnten. Durch die Wärme begann das Fett aus den Wurstwaren zu tropfen. Es wurden also kleine Schalen und Töpfe aufgestellt, um dieses Fett aufzufangen. In diese Töpfe sollte man ebenfalls nicht hineintreten, insbesondere nicht beim heimlichen Naschen der Vorräte.

Was genau ist für Sie blamabel?

Um gegen Fauxpas und Fettnäpfchen gefeit zu sein, sollten Sie wissen, welche Situationen Sie überhaupt als peinlich empfinden. Bitte überlegen Sie auch, warum das so ist.

Was ist Ihnen peinlich? Und warum?

Peinlich sind uns in der Regel Situationen, in denen wir das Gefühl haben,

  • in irgendeiner Form unangenehm aufgefallen zu sein,
  • einen (dummen) Fehler gemacht,
  • gegen Normen und Erwartungen (auch die eigenen) verstoßen,
  • uns eine Blöße gegeben oder
  • ungewollt jemanden verletzt zu haben.


Auf die richtige Einstellung kommt es an

Überlegen Sie,

  • wie Ihr Anspruch an sich selbst ist,
  • welchen Erwartungen die Umwelt an Sie hat und
  • wie selbstbewusst Sie zu Fehlern stehen.


1. Ihr Anspruch an Sie selbst

Hier lautet die Gretchenfrage: Wie perfekt muss ich sein?

  • Ist es peinlich, eine Wissenslücke zuzugeben und keine Ahnung von Wein, Opern oder Pferderennen zu haben?
  • Müssen Sie sich wirklich jeden Namen merken können?
  • Müssen Sie wissen, wie man Hummer isst?
  • Muss Ihre Wohnung immer tipptopp aufgeräumt,
  • Ihr Äußeres immer wie aus dem Ei gepellt sein?

Je höher Ihr Anspruch an sich selbst, desto öfter haben Sie das Gefühl, „versagt“ zu haben, und empfinden das als peinlich. Wenn Sie sich aber z. B. sagen können: „Gut, ich habe eine Familie, einen Beruf und ein Ehrenamt. Da ist es normal, dass Hausarbeit manchmal liegen bleibt/der Rasen nicht wöchentlich gemäht wird/nur am Wochenende gemeinsam gefrühstückt wird“, dann werden Ihnen Ihre „Fehler“ vor anderen nicht mehr so peinlich sein.

Keine Angst vor Blamagen!

Lassen Sie nicht zu, dass Sie – aus Angst vor Fehlern und Blamagen – Ihre Potenziale nicht nutzen:

  • Es ist besser, einen Besucher in einer nicht perfekt aufgeräumten Wohnung zum Videoabend zu empfangen, als einsam und allein vor dem Fernseher zu sitzen.
  • Es ist besser, nach Worten zu ringen und mit Händen und Füßen zu sprechen, statt eine Fremdsprache aus Angst vor Fehlern gar nicht zu gebrauchen.
  • Es ist sogar besser, eine schlimme Niederlage zu erleiden, als gar nichts im Leben gewagt zu haben.

2. Die Erwartungen und die Reaktion Ihrer Umwelt

Fehler und Missgeschicke sind zwar immer ärgerlich, peinlich sind sie uns aber nur vor anderen. Je höher die Erwartungen, die Ihre Umwelt an Sie stellt, je fremder und für Sie unberechenbarer das Publikum, je kritischer die Blicke der Umstehenden, als umso peinlicher empfinden Sie Ihren Fauxpas. In einer lockeren und vertrauten Umgebung dagegen können Sie und andere sich Fehler und Missgeschicke leichter verzeihen und zum Alltag übergehen.

Beispiel aus der Redaktion des : Eine Bekannte von Knigge-Trainerin Agnes Jarosch, Akademikerin, hatte eine Zeit lang einen Partner, der Handwerker war. Er, ein bodenständiger und kontaktfreudiger Mann, bewegte sich in ihrem akademischen Freundeskreis zu Beginn ganz unbedarft. Er redete mit jedem – und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Bis seine Partnerin anfing, an ihm herumzumäkeln, sein Auftreten, seine Gesprächsthemen und seine Wortwahl zu kritisieren. Er nahm sich ihre Kritik zu Herzen und wurde zunehmend ruhiger, aber auch unsicherer. Bei den regelmäßigen Treffen redete er nur noch wenig, bis er eines Tages ganz fernblieb.

Daraus zieht Agnes Jarosch das Fazit: „Wenn ich aus diesem Erlebnis eins gelernt habe, so ist es das: Lassen Sie nicht zu, dass andere Menschen Ihnen Ihr Selbstbewusstsein rauben! Denken Sie an den Leitspruch: Werde der, der du sein kannst, doch sei immer, wer du bist.‘


3. Ihr Selbstbewusstsein

Wer sich selbst sicher ist, wird leichter mit peinlichen Situationen fertig. Auch ein kritisches Umfeld, Hohn, Spott und Kritik bringen ihn nicht so leicht aus der Fassung. Er kennt seinen Wert und lässt ihn nicht von anderen infrage stellen.

Anekdote der Knigge-Trainerin Agnes Jarosch: Nichts fällt so sehr auf wie das, was man verbergen will

Ich erinnere mich an eine Kommilitonin aus meiner Studienzeit. Sie war mir damals nicht besonders sympathisch. Statt wie andere auch einmal herzhaft und aus vollem Hals mit uns zusammen zu lachen, verzog sie ihr Gesicht immer nur zu einem merkwürdigen aufgesetzten und maskenhaften Grinsen mit verkniffenen Lippen.

Eines Tages forderte ein Freund sie auf: „Mensch, lach doch mal mit!“ Daraufhin lüftete sie das Rätsel um ihr verkniffenes Lachen: Ihr Vater hatte gesagt, dass sie ein „Pferdegebiss“ habe, und ihr empfohlen, beim Lachen bloß nicht die Zähne zu zeigen.

Doch das Gebiss kann noch so pferdeartig oder die Zähne noch so schief sein: Ein offenes herzliches Lachen wirkt entwaffnend. Es wirkt allemal sympathischer als ein maskenhaftes Grinsen mit verkniffenen Lippen. Mir ist dadurch klar geworden: Es ist in jedem Fall besser, zu seinen Makeln zu stehen, statt sie krampfartig zu vertuschen. Nichts fällt so sehr auf, wie genau das, was man um jeden Preis verbergen will!


Wie Sie am besten mit peinlichen Situationen umgehen

Wenn Ihnen ein Fehler passiert, sollten Sie die Nerven behalten. Bleiben Sie sachlich und machen Sie so wenig Aufhebens um die Sache wie möglich.

Tausendfach bewährt: Die Eistänzer-Strategie

Geschieht ein kleines Missgeschick, kann es gut sein, dass niemand der Anwesenden dies überhaupt bemerkt hat. Deswegen lautet die Empfehlung: Halten Sie es wie ein Eistänzer: Passiert ihm in seiner Kür ein kleiner oder größerer Fehler, kaschiert er ihn so gut wie möglich und tanzt weiter. Bleiben auch Sie nicht auf dem gesellschaftlichen Parkett liegen, sondern erheben Sie sich und tanzen Sie weiter!


Beobachten Sie die Reaktionen Ihrer Umwelt

Bevor Sie irgendetwas unternehmen oder sagen, beobachten Sie zunächst die Reaktionen Ihrer Umwelt:

Reaktionen Umwelt Ihre Reaktion
keine Reaktion Übergehen Sie die vermeintlich peinliche Situation und „tanzen“ Sie weiter. Ausnahme: Sie haben ganz eindeutig und offensichtlich gegen geltende Regeln verstoßen.
wohlwollend Nehmen Sie die Hand an, die man Ihnen reicht.
amüsiert oder komisch peinlich Lachen Sie mit!
brüskiert oder verärgert Eine Erklärung oder Entschuldigung ist angebracht.

 

Beispiel der Knigge-Trainerin: Rückendeckung für den Tollpatsch

An einem Wochenende waren mein Mann und ich zu einer Einweihungs-Party eingeladen. Zu vorgerückter Stunde und bei angeregter Stimmung passierte es: Einer der Gäste passte nicht auf und warf einen imposanten gläsernen Kerzenständer von der Kommode. Das gute Stück fiel herunter und zerbrach in 2 Stücke.

Das Gastgeberpaar, ein Schwede und eine Japanerin, reagierte vorbildlich: „Das ist nicht schlimm. Ein Kerzenständer,der so leicht kaputtgeht, taugt für einen Haushalt mit Kind und Hund sowieso nicht.“ Alle lachten kurz und die heikle Situation war schnell gebannt.

Wenn Ihnen jemand die Hand reicht, um Ihnen aus der Patsche zu helfen, dürfen Sie sie gern annehmen. Vergessen Sie jedoch nicht, am Tag danach noch einmal anzurufen, sich für die Hilfe zu bedanken und anzubieten, den Schaden zu ersetzen.


Komisch peinlich: Lachen Sie mit

Zugegeben: Einer gewissen Situationskomik können sich die meisten Menschen nicht durch bloßen Willen entziehen. Fast jeder lacht irgendwann gern über die Tollpatschigkeiten anderer Leute. Wenn nun einmal Sie es sind, der sich auf lustige Weise blamiert, gönnen Sie Ihrer Umwelt den Spaß und lachen Sie mit. Wer über sich selbst lachen kann, demonstriert Stärke und Selbstbewusstsein und hat die Sympathien auf seiner Seite.
Lachen Sie kurz und herzlich mit, und kehren Sie dann zur Tagesordnung zurück. Sonst erregen Sie unnötig viel Aufmerksamkeit und bleiben als Tollpatsch im Gedächtnis.
Nun gibt es auch unangenehme Zeitgenossen, die nur darauf warten, dass sich jemand blamiert, um sich dann auf dessen Kosten lustig zu machen. Solche Kandidaten dürfen Sie auch einmal schlagfertig in ihre Schranken weisen.


Mit diesen Worten gebieten Sie Spöttern Einhalt

  • „Genug gelacht, zurück zum Thema …“
  • „Wenn wir keine Fehler hätten, würde es uns nicht so viel Vergnügen bereiten, sie an anderen zu bemerken.“ (Horaz, röm. Dichter, 65–8 v. Chr.)
  • „Alles ist komisch, solange es jemand anderem passiert.“ (William Penn Adair „Will“ Rogers, 1879–1935, amerik. Humorist)
  • „Die Hälfte der Menschen lacht auf Kosten der anderen Hälfte.“ (Philippe Destouches, 1680–1754, eigentlich Philippe Nericault, frz. Dramatiker)


Ärgerlich peinlich: Entschuldigen Sie sich

Ist Ihr Fehler, Ihr Missgeschick oder eine unbedachte Äußerung ärgerlich und verletzend für Ihr Gegenüber, ist in jedem Fall eine Entschuldigung oder Erklärung angebracht. Geben Sie Ihren Fehler offen zu und übernehmen Sie die Verantwortung für die Konsequenzen. Wenn Sie einen Schaden angerichtet haben, bieten Sie Wiedergutmachung an.
-Beispiel: Sie haben Ihrem Tischnachbarn versehentlich Rotwein über den Anzug geschüttet. Es versteht sich von selbst, dass Sie ihm anbieten, die Reinigungskosten zu übernehmen.
Es kommt auch vor, dass Sie zwar an der Reaktion Ihrer Umwelt merken, dass Sie etwas falsch gemacht haben, aber nicht genau wissen, was. In diesem Fall haben Sie 2 Möglichkeiten:

  1. Entschuldigen Sie sich ganz allgemein, z. B.:
    • „Entschuldigen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten.“
    • „Es war nicht meine Absicht, Sie zu verärgern.“
    • „Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“ 
  2. Fragen Sie nach, was Ihren Gegenüber verärgert hat. So vermeiden Sie es, den gleichen Fehler ungewollt nochmals zu machen, und können die Sache aus der Welt schaffen.
    • „Ich sehe, Sie sind verärgert [brüskiert, befremdet]. Habe ich etwas Falsches gesagt [getan]?“ …
    • „Das war mir gar nicht bewusst. Entschuldigen Sie bitte.“


Von der Theorie zur Praxis: Die häufigsten Fettnäpfchen und wie Sie am schnellsten wieder herauskommen

Flecken, Laufmaschen, starkes Schwitzen, Knoblauchfahne – all das kann sehr peinlich sein, insbesondere dann, wenn wir uns in unvertrauter Umgebung befinden. Denken Sie mit und beugen Sie vor, damit es am besten gar nicht erst zur Peinlichkeit kommt.


Erscheinungsbild: Unpassende Kleidung

Haben Sie sich in der Kleidung vergriffen? Stellen Sie bei einer förmlichen Veranstaltung fest, dass Sie diese völlig falsch eingeschätzt haben, sollten Sie am besten schnell noch einmal nach Hause fahren und sich umziehen. Teilen Sie diese Absicht den Gastgebern mit, damit sie sich auf Ihr späteres Eintreffen einstellen können. Fordern die Gastgeber Sie trotzdem auf, zu bleiben, dann tragen Sie die unpassende Kleidung mit dem nötigen Selbstbewusstsein: Stehen Sie zu Ihrem Outfit.
Ihren Gesprächspartnern können Sie eine Erklärung liefern:

  • „Ich komme direkt von einem Noteinsatz und hatte leider keine Zeit mehr, mich umzuziehen.“
  • „Ein so festlicher Anlass war in meiner Reisegarderobe nicht eingeplant. Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine legere Kleidung.“
  • „Es tut mir leid. Mir ist unterwegs ein kleines Malheur passiert. Ich wollte die Gastgeber aber trotzdem nicht warten lassen.“


So beugen Sie peinlichen Situationen vor

Lesen Sie Einladungen aufmerksam durch. Wird die Kleiderordnung angesprochen, richten Sie sich danach. Ist kein Vermerk enthalten, bringen Sie in Erfahrung, was üblich ist, z. B., indem Sie den Gastgeber anrufen.

Die goldene Regel lautet:

Kleiden Sie sich lieber dezent als auffällig. Eine schwarze Hose und ein cremefarbenes Hemd/eine cremefarbene Bluse sind vielleicht ein bisschen langweilig. Sie sind aber niemals peinlich; ein knallrotes Cocktailkleid oder ein froschgrünes Sakko – je nach Situation – dagegen schon.

Für Notfälle gerüstet
Rüsten Sie sich außerdem für Notfälle: Deponieren Sie eine Ersatzkrawatte, eine Ersatzstrumpfhose, Fleckenentferner, eine Sicherheitsnadel und/oder etwas Nähzeug im Auto, im Büro, im Aktenkoffer oder in der Handtasche. So können Ihnen kleine Pannen nichts anhaben.


Welch ein „Duft“!

Unangenehmen Körpergeruch empfinden die meisten Menschen als abstoßend. Im Freien und in größeren Räumen sollten Sie darauf vertrauen, dass Gerüche nur selten eindeutig einer Person zugeordnet werden können, und sich nicht unnötig outen. Im kleinen Kreis, wenn man Sie eindeutig als Verursacher ausmachen kann (z. B. im Büro oder beim Zahnarzt), kann eine Erklärung für Sie entspannend wirken und das peinliche Gefühl mildern:

  • „Heiß draußen! Ich hätte mir etwas Kühleres anziehen sollen.“
  • „Ich hatte heute Mittag Pasta beim Italiener, auf der Karte stand allerdings kein Wort von Knoblauch. Entschuldigen Sie bitte.“

Es stimmt versöhnlich, wenn Ihr Gegenüber merkt, dass Sie sich Gedanken machen. Sorgen Sie vor, um beim nächsten Mal nicht wieder in das gleiche Fettnäpfchen zu treten.


Im Restaurant/beim Essen

Ihr Glas fällt um, der Saucenlöffel rutscht Ihnen aus der Hand, eine dunkle Brühe ergießt sich über die weiße Tischdecke: eine peinliche Situation. Was tun? Im Restaurant sollten Sie den Kellner um Hilfe bitten. In Privathaushalten entschuldigen Sie sich und bieten den Gastgebern Hilfe bei der Schadenbeseitigung an.
Bei größerem Ungeschick – Brandfleck auf dem Teppich, Rotwein auf dem beigefarbenen Sofa – bieten Sie Wiedergutmachung, z. B. Reinigung oder Reparatur an. Entschärfend wirkt auch ein humorvoller, selbstkritischer Kommentar:

  • „Halten Sie wertvolle Gegenstände heute besser von mir fern.“
  • „Wo kann ich mein Weinglas gegen einen Plastikbecher tauschen?“
  • „Mein Soll für heute ist erfüllt. Ab sofort sind Sie sicher.“

-Extra-Tipp für ein besonders schlimmes Malheur: Wiedergutmachung

Schicken Sie Ihrem Gastgeber am nächsten Tag einen Blumenstrauß oder ein passendes Präsent als kleines Trostpflaster und als Symbol für Ihre Reue. Wenn Sie sich selbst bekleckern und niemandem sonst Schaden zufügen, verhalten Sie sich diskret: Entschuldigen Sie sich – nach Möglichkeit erst zwischen den Gängen – für einen Moment, um auf der Toilette den Schaden zu begrenzen und dem Fleck mit Wasser zu bearbeiten. Bei größeren Ausmaßen bitten Sie die Bedienung um Hilfe.

Ansonsten sollten Sie Ihre Reaktion vom Verhalten Ihrer Umwelt abhängig machen. Solange Ihre Umgebung nicht reagiert, also weder dumme Bemerkungen macht noch auf Ihren Fleck starrt, sollten auch Sie diesen ignorieren und so tun, als ob nichts geschehen wäre. Haben Sie dagegen Aufmerksamkeit auf sich gezogen, hilft am besten eine kurze humorvolle Bemerkung über Ihre Ungeschicklichkeit. Danach lassen Sie es gut sein und vergessen den Vorfall.

So beugen Sie peinlichen Situationen vor

Übung macht den Meister: Wer zuhause und im Alltag nicht auf Tischsitten achtet, für den ist der Besuch im Sterne-Restaurant Stress pur.


Reden, Vorträge, Präsentationen

Peinlich, peinlich, ein Blackout vor größerem Publikum! Wenn Sie den Faden verlieren und beim Sprechen plötzlich ins Stocken geraten, ist vor allem eines wichtig: Bleiben Sie ruhig. Keine Panik, denn andernfalls fällt Ihnen Ihr Text erst recht nicht ein.
Sie haben 2 Möglichkeiten, um die Situation schnell wieder in den Griff zu bekommen:
Möglichkeit 1: Zeit gewinnen
Machen Sie eine kurze Schweigepause, oder fassen Sie das zuletzt Gesagte noch einmal zusammen. Ihnen verschafft das Zeit, um sich zu sammeln und den Faden wiederzufinden  Ihrem Publikum fällt es wahrscheinlich nicht einmal negativ auf, denn Schweigen kann auch ein rhetorisches Mittel sein, um einer Aussage mehr Nachdruck zu verleihen.
Möglichkeit 2: Nehmen Sie es mit Humor
So eine Panne kann schließlich auch auflockernd und erheiternd wirken. Heinz Erhardt löste das Problem so: So als suche er etwas, schaute er erst in die Höhe, dann zur Seite, schließlich auf den Boden. Dann lief ein Strahlen über sein Gesicht. Er bückte sich und hob langsam etwas Imaginäres auf. Dann sagte er: „Da ist er ja – der Faden, den ich gerade verloren habe.“ Das Publikum dankte ihm für seine Ehrlichkeit mit tosendem Beifall.
Sie könnten z. B. sagen:

  • Es ist nicht gut, sich selbst vorauszueilen!“
  • „Zum Glück habe ich nur den Faden verloren und nicht die ganze Garnrolle …“
  • „Ausgerechnet heute habe ich meinem Souffleur Urlaub gegeben. Wo sind wir stehen geblieben? Ach ja …“

Peinlich können auch Fragen und Einwände sein, auf die Sie keine Antwort wissen bzw. die Sie nicht entkräften können. Ehe Sie etwas Falsches sagen, stehen Sie zu Ihren Lücken.
Sagen Sie etwa:

  • „Ich werde darüber nachdenken.“
  • „Das führt jetzt zu weit vom Thema weg. Kommen Sie doch nach dem Vortrag noch einmal auf mich zu.“
  • „Spannende Frage, die mich auch interessiert. Ich werde das recherchieren.“
  • „Eine gewagte Hypothese, die ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen muss.“

So beugen Sie peinlichen Situationen vor

  • Das A und O ist eine gute Vorbereitung.
  • Machen Sie sich Notizen, am besten auf kleinen nummerierten Karteikarten. Diese sind übersichtlicher, dezenter und handlicher als ein Stapel dicht beschriebener Blätter.
  • Üben Sie vorher. Tragen Sie Ihre Rede Familienangehörigen oder auch sich selbst (vor dem Spiegel, auf Videoband) vor.
  • Überlegen Sie, welche Fragen und Einwände aus dem Publikum kommen könnten, und legen Sie sich geeignete Antworten zurecht. Bleiben Sie ruhig, auch wenn Sie etwas vergessen. Außer Ihnen weiß schließlich niemand, dass Sie von Ihrem ursprünglichen  Redemanuskript abgewichen sind.


Namen vergessen

Sie treffen jemanden, den Sie kennen, haben aber seinen Namen vergessen. Das ist peinlich, denn so etwas wird sehr schnell als Geringschätzung interpretiert. Trotzdem hilft nur eins: Geben Sie Ihren Fauxpas zu – und machen Sie ihn sofort wieder gut:

  • Senden Sie zunächst ein positives Signal: Zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie nur den Namen, nicht aber ihn oder sie als Person vergessen haben.
  • Leiten Sie Ihr „Bekenntnis“ mit einer Erklärung ein: „Es tut mir leid, aber mein Namensgedächtnis lässt mich gerade im Stich.“ Oder: „Entschuldigen Sie, im Moment habe ich einen Blackout.“
  • Fragen Sie anschließend nach dem Namen: „Könnten Sie mir Ihren Namen noch einmal sagen?“

So beugen Sie peinlichen Situationen vor
Neue Namen können Sie sich besser merken, wenn Sie sie gleich im ersten Gespräch mehrere Male verwenden. Schauen Sie sich, sofern vorhanden, die Visitenkarte Ihres Gegenübers genau an. Besonders wenn Sie ein visueller Typ sind, werden Sie den Namen dann leichter behalten. Oder fragen Sie gegebenenfalls nach der richtigen Schreibweise des Namens: „Lenz wie Frühling oder mit tz?“ So haben Sie direkt auch für sich selbst eine Assoziation gebildet.
Spätestens beim dritten Nachfragen wird’s peinlich, auch für Ihren Gesprächspartner. Spricht er etwa so undeutlich, dass man ihn nicht verstehen kann? Oder sind nur Sie extrem schwer von Begriff? Der Ton wird gereizter, ein weiteres Nachfragen noch peinlicher. Aber es muss sein. Machen Sie die Situation für beide Seiten erträglicher, indem Sie Ihrer Frage eine entwaffnende Entschuldigung voranstellen:

  • „Verzeihung, ich habe das akustisch nicht verstanden.“
  • „Entschuldigen Sie, hier ist es wirklich extrem laut.“
  • „Könnten Sie das noch einmal wiederholen/für mich buchstabieren?“
  • „Tut mir leid. Ich glaube, ich hab’s heute irgendwie an den Ohren. Könnten Sie das noch einmal für mich wiederholen?“
  • Bei schwierigeren oder ausländischen Namen: „Könnten Sie Ihren Namen für mich aufschreiben/mir Ihre Karte geben?“


Versprecher und ungewollte Zweideutigkeiten

Freudsche Versprecher bereiten den Zuhörern besonderes Vergnügen – vor allem, wenn es die Schönen, Klugen und Reichen in der Gesellschaft trifft. Beispiele:

  • Seihen Sie unberuhigt.
  • Frau Muster reizt nicht mit ihren Geizen.
  • Die Situation ist butterernst.
  • Schweinschwangerschaft
  • Das Treffen war sehr hormonisch.
  • Der Hochstuhllehrer sagte …
  • Haben Sie schön wieder keine Zeit?

Wer kennt nicht solche peinlichen Versprecher – am durchschlagendsten natürlich in großer Runde. Je nach Brisanz des entschlüpften und entlarvenden Satzes oder Wortes reagiert erst alles verdutzt, dann schmunzelnd, vielleicht sogar mit Gelächter, Hohn, Spott und zynischen Bemerkungen. Was tun?
Bleiben Sie gelassen. Gönnen Sie den anderen ihren Spaß, zeigen Sie Größe und lachen Sie mit. Eventuell können Sie Ihren Versprecher dann noch humorvoll kommentieren:

  • „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“
  • „Deutsche Sprache, schwere Sprache.“
  • „Freud lässt grüßen.“
  • „Das kommt davon, wenn man schneller reden als denken kann …“
  • „Da merkt man mal wieder: Denken ist Glückssache.“
  • „Da sehen Sie, wo ich mit meinen Gedanken bin.“
  • „Vielen Dank für das herzhafte Gelächter. Jetzt ist der Knoten in meiner Zunge gelockert. Weiter geht’s …“


Peinliche Überreaktionen

Eine Szene im Geschäft: Ein Kunde regt sich furchtbar auf und redet lautstark auf den Verkäufer ein: „Was ist das für ein Schrott, den Sie mir da verkauft haben! Das funktioniert ja überhaupt nicht! So ein Saftladen! Und das nennt sich dann Fachgeschäft …“ Der Verkäufer packt das reklamierte Gerät aus, 3 Handgriffe, alles funktioniert. Peinlich – und umso peinlicher, je freundlicher und gelassener der Verkäufer bleibt.
Kennen auch Sie solche Situationen, in denen Sie überreagieren, sich grundlos aufregen und nachher in Grund und Boden schämen? Meistens gibt es da ja eine Vorgeschichte: Sie sind gestresst, haben sich schon den ganzen Tag geärgert, tatsächlich schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, die sich jetzt zu bestätigen scheinen. Aber Sie sind im Unrecht. Was tun?
Es gibt nur eine Antwort: Stehen Sie zu Ihrem Fehlverhalten und entschuldigen Sie sich!

  • „Ich muss mich entschuldigen. Der Fehler lag bei mir. Es tut mir sehr leid, dass ich Sie so angegriffen habe.“
  • „Bitte entschuldigen Sie. Da habe ich überreagiert.“

So beugen Sie peinlichen Situationen vor

Heftige Reaktionen sind fast immer peinlich, selbst wenn Sie theoretisch im Recht sind. Gerade in Situationen, in denen Sie emotional stark aufgewühlt sind, sollten Sie deshalb vorsichtig sein. Lieber 3-mal tief durchatmen, kurz den Raum verlassen oder eine Nacht darüber schlafen, anstatt sofort in die Offensive zu gehen.


Fehler machen

Fehler macht jeder. Peinlich sind sie trotzdem. Sie beweisen Größe, wenn Sie zu Ihren Fehlern stehen, anstatt sie abzustreiten.
Entschuldigen Sie sich aufrichtig, aber nicht übertrieben ausführlich. Sie haben einen Fehler gemacht. Das war ärgerlich. Aber jetzt muss es weitergehen. Der Blick zurück bringt weder Sie noch sonst irgendjemanden weiter. Was Ihre Umgebung nach einem Fehler von Ihnen erwartet, ist eine Lösung. Deshalb: Bieten Sie, soweit das möglich ist, Wiedergutmachung an und versprechen Sie Besserung.


Komplimente annehmen

Ist es Ihnen peinlich, wenn man Ihnen Komplimente macht? Falsch! Verkneifen Sie sich Selbstabwertungen wie „War doch nicht der Rede wert!“, „Das hätte jeder andere genauso gut gekonnt“ oder „Tatsächlich? Den Pullover habe ich ganz günstig im Schlussverkauf erstanden“. Freuen Sie sich stattdessen über die Anerkennung und kommentieren Sie sie mit einem Lächeln und einem schlichten „Danke!“.

Wenn Ihr Körper Ihnen einen Streich spielt

Rülpsen, Pupsen, Gähnen, Niesen, Über-die-eigenen-Füße-Fallen, Krankheiten und Wehwehchen – unser Körper entwickelt manchmal ein peinliches Eigenleben. Wenn Sie rülpsen, pupsen, gähnen, niesen, sagen Sie kurz „Entschuldigung“. Das reicht.

Ihre Krankheiten und Wehwehchen haben Sie sich nicht ausgesucht, Sie müssen aber auch nicht damit hausieren gehen. Hauptsache, Sie sind Ihrem Arzt gegenüber offen. Hier wäre Scham tatsächlich unangebracht und fatal.

Für alle anderen gilt: Wenn es Ihnen peinlich ist, mit jemandem über eine Krankheit zu reden, lassen Sie es. Dumme Fragen oder Kommentare (z. B. beim Gähnen: „Heute Nacht zu lange Party gemacht, was?“) überhören Sie am besten.


Wenn andere Sie in eine peinliche Situation bringen

Klein-Thomas zu einem wildfremden Mann im Zug: „Weißt du, gestern ist mein Papa ausgezogen. Der hat jetzt eine Freundin, der mag die Mama nicht mehr…“ – So manche peinliche Situation hat man anderen zu verdanken.
Treue Leser des „großen Knigge“ kennen bereits die „3-T-Methode“. Der Kommunikationsexperte Dr. Karsten Bredemeier (Buch: „Nie wieder sprachlos“, Orell Füssli) empfiehlt die 3-T-Methode, um eine unangenehme Gesprächssituation zu meistern. Diese Technik eignet sich hervorragend, um aus einer peinlichen Situation herauszukommen.

  1. Touch: Reagieren Sie kurz
    Im Beispiel oben könnte die Mutter den Fremden achselzuckend anlächeln und sagen: „Stimmt leider.“
  2. Turn: Wechseln Sie das Thema
    Die Mutter wendet ihren Blick von dem Fremden ab und dem Kind zu: „Soll ich dir etwas vorlesen?“
  3. Talk: Übernehmen Sie die Regie
    Die Mutter nimmt das Buch und beginnt zu lesen.

Die 3-T-Methode sollten Sie auch anwenden, wenn Sie absichtlich bloßgestellt werden. Auch wenn Ihnen in solch einem Moment nach Revanche zumute ist – in Ihrem eigenen Interesse sollten Sie die peinliche Situation nicht aufbauschen, so schnell wie möglich das Thema wechseln und sich auf keinen Streit einlassen. Zur Rede stellen können Sie den Verursacher Ihres Ärgers später unter 4 Augen.
Üben Sie die 3-T-Methode, damit Sie im Ernstfall nicht sprachlos sind. Probieren Sie es aus – viel Erfolg!

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